Die inländische Konjunktur hätte sich bis im Herbst gegen das zunehmend widrige internationale Umfeld zwar erstaunlich robust gezeigt, sie könne sich dem Abwärtstrend jetzt aber nicht mehr entziehen, schreibt die KOF in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Merklicher Auftragsrückgang in der Industrie
Die Auftragseingänge in der Industrie haben merklich nachgelassen, und der Wert der von der Finanzbranche verwalteten Vermögen ist deutlich zurückgegangen. Für das laufende Jahr hat sich die KOF-Prognose nur wenig verändert; der Jahreswert für die Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts (BIP) wurde um 0.1 Prozentpunkte (PP) auf 1.8% gesenkt. Deutlicher ist die Revision für 2009 mit 0.8 PP auf -0.5%. Auf den Wachstumspfad zurück findet die Schweiz erst Ende 2009 – die Wachstumsrate für 2010 wird von uns auf 0.6% geschätzt.
Schwächephase auch im Privatkonsum erwartet
Die Heftigkeit und Länge des Abschwungs und vor allem die ansteigende Arbeitslosigkeit werden dazu führen, dass der private Konsum eine vorübergehende Schwächephase durchlaufen wird. Sehr viel ungünstiger sind die Aussichten für die Exportnachfrage, da der internationale Konjunktureinbruch nun als erheblich stärker eingeschätzt wird. Diese Entwicklung führt zu einem beachtlichen Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen und des Wirtschaftsbaus. Für den Arbeitsmarkt rechnen wir mit einem mässigen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 2.8% bzw. 3.5% in den nächsten beiden Jahren, und das Arbeitsvolumen dürfte erst in etwa zwei Jahren wieder eine Zunahme verzeichnen.
Gegensteuer
Um einen dramatischen Rückgang des BIP zu verhindern, wird die Politik bestrebt sein, Gegensteuer zu geben. Da die Ursache des konjunkturellen Einbruchs momentan vor allem im Aussenhandel zu suchen ist, sind die Einflussmöglichkeiten indes beschränkt. Die bislang spektakulärste Massnahme der Schweizer Wirtschaftspolitik in der aktuellen Krise hat in erster Reihe darauf gezielt, eine der Grossbanken zu stabilisieren. Zukünftig könnte aber die Freigabe der Arbeitsbeschaffungsreserven Unternehmen, die bereits vor einer Produktionsdrosselung stehen, vorübergehend Erleichterung verschaffen, und die Aufhebung der Kreditsperre beim Bund wird die Beschäftigung im öffentlichen Sektor stützen.
Inflationsrate dürfte markant sinken
Durch den Rückgang der Rohwarenpreise wird die Inflationsrate markant zurückgehen. Wir erwarten zwar für die nähere Zukunft einen Wiederanstieg der Rohölpreise mit entsprechenden Auswirkungen auf das Preisniveau; diese sollten aber die allgemeine Preisniveaustabilität nicht allzu stark gefährden. Dies gibt der Geldpolitik etwas mehr Spielraum. Die Schweizerische Nationalbank hat bereits durch mehrmaliges Senken des Referenzzinssatzes signalisiert, dass sie der rückläufigen Wirtschaftsentwicklung entgegensteuern möchte. Sie hat kürzlich das anvisierte Zinsniveau sogar um nochmals 0.5 PP gesenkt.
Warten auf Impulse aus dem Ausland
Das Ende der Rezessionsphase wird nach der jetzigen Einschätzung der KOF durch eine für die Schweiz traditionelle Belebung der Exporte und Investitionen infolge einer Wiederbelebung der Wirtschaftsentwicklung im Ausland herbeigeführt werden. Die Dienstleistungsexporte aus der Finanzbranche werden sich dabei allerdings nur sehr langsam erholen.
Erneutes Wachstum frühestens 2010
Hat bislang vor allem die exportorientierte Produktion gelitten, sind die Aussichten für das kommende Jahr generell ungünstig. In der Industrie wird die Produktion 2009 bestenfalls stagnieren. Der Bausektor leidet unter nachlassenden Bauinvestitionen, und im Dienstleistungssektor verläuft die Produktion nur in den wenig konjunkturreagiblen Bereichen wie dem Gesundheitswesen günstiger. Im übernächsten Jahr darf in der Industrie und im Dienstleistungssektor wieder mit einem schwachen Wachstum gerechnet werden, die Baubranche indes wird dann durch einen schleppenden Gang im Wohnungsbau belastet. (kof/mc/ps)