KOF senkt BIP-Prognose für 2009 deutlich
Für das laufende Jahr 2009 erwarten die KOF-Ökonomen einen Rückgang des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) um 2,4%, bei der letzten Prognose vor gut drei Monaten hatten sie noch ein Minus von 0,5% prognostiziert.
KOF erwartet rund zweijährige Rezessionsphase
Die Schweiz steht nach Einschätzung des KOF vor einer rund zweijährigen Rezessionsphase. Die Schweizer Wirtschaft sei im vierten Quartal 2008 mit voller Wucht von der Rezession getroffen worden und im laufenden Jahr sei durchwegs mit negativen Verlaufswachstumsraten zu rechnen. Mit positiven Raten könne erst wieder im zweiten Halbjahr 2010 gerechnet werden, so die KOF.
Rückgang um 0,3 Prozent im Jahre 2010
Im Gesamtjahr 2010 werde sich die Wirtschaftsleitung in der Schweiz aber insgesamt um weitere 0,3% zurückbilden. Die letzte Prognose der KOF hatte noch für 2010 ein BIP-Wachstum von 0,6% in Aussicht gestellt. Damit rechnet die KOF als erstes Prognoseinstitut auch im kommenden Jahr mit einer negativen Rate.
Prognosen eventuell sogar zu optimistisch
Angesichts der anhaltenden Nervosität und der Unsicherheit über die weitere Entwicklung könnten sich die der KOF-Prognose zugrunde liegenden Annahmen aber leicht als zu optimistisch erweisen, mahnen die Ökonomen.
KOF folgt SECO und SNB
Mit ihrer Erwartung einer Vertiefung der Rezession befindet sich das KOF in guter Gesellschaft. Viele Konjunkturprognosen wurden in den letzten Wochen deutlich nach unten korrigiert. So geht das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) derzeit von einem BIP-Rückgang von 2,2% aus, die Schweizerische Nationalbank (SNB) sogar von einem von 2,5 bis 3%.
Gefahr einer Inflation klein
Als klein schätzt die KOF die Gefahr einer Inflation in der Schweiz ein. Im Gegenteil, die Teuerung werde sogar aussetzen und die Preise vorübergehend sogar leicht sinken. Die durchschnittliche Teuerung werde sich im laufenden Jahr um 0,6% zurückbilden, für 2010 wird ein Wert von +1,0% erwartet.
Drastischer Rückgang der Warenexporte
Geradezu einen drastischen Rückgang sagt das KOF bei den Warenexporten voraus, die im Vergleich zu 2007 um 12% zurückgehen sollen, wie es am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Zürich hiess. Die Dienstleistungsexporte sollen um 7,9%, die Importe um 8,3% zurückgehen.
Ausrüstungsinvestitionen sacken ab
Deutlich zusammensacken werden gemäss KOF-Prognose auch die Investitionen von Unternehmen in ihre Produktionsinfrastruktur (Ausrüstungsinvestitionen). Sie sollen um 11,8% sinken. Dank Stabilisierungsmassnahmen wachsen werden 2009 dagegen die Bauinvestitionen, bei der die KOF-Prognose von einem Plus von 1,4% ausgeht.
Privatkonsum stützt Gesamtwirtschaft nicht mehr
Seine stützende Wirkung für die Gesamtwirtschaft verlieren wird 2009 der Privatkonsum, bei welchem die KOF von einer zumindest bis Mitte 2010 vorherrschenden Schwächephase ausgeht.
Arbeitslosigkeit von 5 Prozent erwartet
Die Schrumpfung der Schweizer Wirtschaft wird sich auch auf die Arbeitslosigkeit auswirken. Dass KOF rechnet Ende 2010 mit einer Arbeitslosigkeit von gegen 5%. Dies wäre der höchste Wert seit 1997, wie Yngve Abrahamsen von der KOF sagte.
«Äusserst ungünstiges» weltwirtschaftliches Umfeld
Das weltwirtschaftliche Umfeld präsentiert sich gemäss KOF «äusserst ungünstig» und ein Ende der Krise zeichnet sich noch nicht ab. Wann und in welchem Umfang die zum Teil massiven staatlichen Konjunkturprogramme zu einer nachhaltigen Konjunkturbelebung führen werden, sei aber angesichts der grossen Unsicherheit über die weitere Entwicklung nur schwer einzuschätzen.
Talsohle des Konjunkturverlaufs erreicht?
Verschiedene Faktoren stimmten für den weiteren Konjunkturverlauf in diesem Jahr zunächst fundamental sehr pessimistisch, so die KOF. Gleichzeitig deuteten allerdings einzelne auf Monatsbasis verfügbare Frühindikatoren darauf hin, dass sich die Kontraktion derzeit nicht weiter verschärft. So scheine auch eine temporäre technische Gegenreaktion, die das Wachstum in einem der kommenden Quartale kurzfristig beflügeln könnte, nicht ausgeschlossen.
Ein kritischer Blick zurück
Die KOF-Ökonomen richten einen kritischen Blick in den Rückspiegel. Die Ursache für die weltweite Krise sei wohl nicht allein in den durch die Krise bei den US-Subprime Hypotheken ausgelösten Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten zu suchen. Der Grund sei auch in der vorangehenden Aufschwungsperiode zu finden, deren weltwirtschaftliche Entwicklung im Rückblick betrachtet als «makroökonomisch nicht nachhaltig erkennbar» werde. (awp/mc/pg/21)