Konflikt bei VW-Brasilien spitzt sich zu

Bei einer Abstimmung in Sao Bernardo im Bundesland Sao Paulo wiesen die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten des Autoherstellers am Dienstagabend (Ortszeit) ungeachtet eines Ultimatums der Firmenleitung die Pläne von VW zur Entlassung von rund 3600 Arbeitern in den nächsten zwei Jahren kategorisch zurück.  «Diese Pläne zu akzeptieren würde bedeuten, dass wir das Tor zur Hölle für die gesamte Autoindustrie in Brasilien öffnen», erklärte der Präsident der regionalen Metallarbeiter-Gewerkschaft, José Lopes Feijóo. Man sei bereit, mit Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen gegen die Firmenpläne zu kämpfen.


Lohnerhöhung von 4 Prozent
In Mexiko erhalten die seit vergangenen Freitag streikenden Arbeiter eine Lohnerhöhung von 4 Prozent, berichtete das Unternehmen am Mittwoch. Zusätzlich werde der Wert der dort als Gehaltsbestandteil üblichen Lebensmittelgutscheine angehoben. Damit erhöhten sich die Personalkosten bei VW Mexiko für die 10.000 Mitarbeiter um insgesamt 4,7 P rozent, hiess es. Die Gewerkschaft hatte eine Einkommenserhöhung von 8,5 Prozent verlangt. Die Bänder in Puebla – dort werden die Modelle Bora, New Beetle und Jetta gebaut – sollten am Mittwoch um 15.00 Uhr Ortszeit wieder anlaufen.


Ultimatum
Erst am Montag hatte VW do Brasil seinen Beschäftigten ein Ultimatum gestellt. Man werde die Fabrik in Anchieta – die erste und traditionsreichste von VW im südamerikanischen Land – schliessen und statt 3600 mindestens 6000 Menschen entlassen, wenn die Umstrukturierungspläne nicht akzeptiert würden, hiess es. In Brasilien wird auch das für den europäischen Markt bestimmte Modell Fox gebaut.  Bei der Versammlung in der Fabrik Anchieta seien nun einstimmig neue Vorschläge gebilligt worden, die der Firmenleitung präsentiert werden sollen, erklärte Feijóo. Man wolle unter anderem über Massnahmen zur Produktivitätssteigerung und zur Senkung der Produktionskosten sprechen. Auch könne man ein Programm mit Anreizen zur freiwilligen Aufgabe des Arbeitsplatzes erörtern.


Umstrukturierungsprojekt
Im Mai hatte VW do Brasil ein Umstrukturierungsprojekt bekannt gegeben, bei dem in den nächsten zwei Jahren mindestens 3600 der 22 000 Stellen gestrichen, Arbeitsvergünstigungen gekürzt und möglicherweise auch eine der fünf Fabriken in Brasilien geschlossen werden sollen. «Unser Mutterhaus in Deutschland meint, dass wir hier in Brasilien eine Fabrik zu viel haben», sagte dama ls der Präsident der VW-Tochter, Hans-Christian Maergner.


Abnahme der Exportzahlen erwartet
Der Präsident von VW do Brasil erwartet eine Abnahme der Exportzahlen um 40 Prozent bis 2008 im Vergleich zu 2005. Im vorigen Jahr waren rund 260 000 Fahrzeuge ins Ausland verkauft worden – vor allem nach Lateinamerika, USA/Kanada und Europa. Brasilien selbst ist mit über 380 000 Auslieferungen der drittgrösste Markt für den Volkswagen-Konzern nach Deutschland und China. (awp/mc/gh)

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