Koordinierte Zinssenkung der Notenbanken inklusive SNB
Sie senkte erstmals seit über fünf Jahren den Leitzins und zwar um 0,25%punkte. Das Zielband für den Dreimonats-Libor liegt neu zwischen 2 bis 3%, nachdem es bislang bei 2,25 bis 3,25% gelegen hatte. Die SNB handelte gemeinsam mit fünf anderen Zentralbanken – es war die erste koordinierte Leitzinssenkung seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001: Die US-Notenbank Fed, die Europäische Zentralbank, die Bank von England sowie die kanadische und die schwedische Zentralbank senkten ihre Leitzinsen in der selben Grössenordnung. Damit liegt der Zins in der Euro-Zone jetzt bei 3,75% und in den USA bei 1,5%. Auch die chinesische Zentralbank senkte am Mittwoch die Zinsen. Am Dienstag hatte bereits die australische Notenbank ihren Leitzins kräftig gekappt.
Weniger Wachstum
Auslöser für diese Aktion der Zentralbanken war die dramatische Entwicklung der Finanzkrise: «Die internationale Finanzkrise hat sich ausgeweitet. Sie wirkt sich spürbar auf die Weltkonjunktur aus», schreibt die SNB. Eine lockerere Geldpolitik sei möglich, weil der Inflationsdruck wegen günstigeren Energie- und Rohwarenpreise nachgelassen habe. Die Risiken für das Wirtschaftswachstum hätten zugenommen, während sich das Inflationsrisiko verkleinert habe, begründete die SNB ihren Schritt. Die Nationalbank ist pessimistischer für das Schweizer Wirtschaftswachstum: Es werde wegen der Finanzkrise geringer ausfallen, als die SNB noch Mitte September erwartet hatte. Eine genaue Prognose dazu hat sie allerdings noch nicht gemacht.
Breite Zustimmung
Der drastische Schritt der Zentralbanken stiess in der Schweiz auf breite Zustimmung: Der Entscheid der SNB sei richtig und überfällig gewesen, sagte Pietro Cavadini, Sprecher des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds SGB. Auch der Wirtschaftsdachverband economiesuisse hält die Zinssenkung für richtig, «nicht nur für die Finanz-, auch für die Realwirtschaft», wie Chefökonom Rudolf Miesch sagte. Der Hauseigentümerverband (HEV) begrüsste den Schritt ebenfalls und appellierte an die Banken, nun ihre Hypothekarzinsen zu senken.
Starkes Signal
Bankökonomen sprachen von einem starken Signal: Die gemeinsame Zinssenkung zeige, dass man im Kampf gegen die Finanzkrise international zusammenarbeite, sagte UBS-Ökonom Hanspeter Hausherr. Die Nothilfe sei angebracht, sagte Credit-Suisse-Ökonom Claude Maurer. Die Kreditmärkte seien praktisch zum Stillstand gekommen, erklärte Hausherr.
Nur kurzzeitig Linderung
Die Leitzinssenkungen beruhigte die Weltbörsen am Mittwoch nur kurz. Die wichtigsten Börsenbarometer in Europa lagen bis Handelsschluss wieder deutlich im Minus, und auch die US-Börsen wiesen zur Mittagszeit Verluste auf. Der Schweizer Aktienmarkt reagierte ebenfalls nur vorübergehend mit einem deutlichen Kurssprung. Bei Handelsschluss lag der Swiss Market Index wieder im tiefroten Bereich bei 6073,45 Punkten (-5,5%). (awp/mc/ps/23)