Die illegalen Kommissionen für Aufträge erreichten ein bis zwei Prozent des Umsatzes (2004: 10,5 Mrd Euro), sagte Michel Josserand, früherer Chef von Thales Engineering & Consulting (THEC), der «Monde» (Dienstag). Thales kündigte daraufhin eine Verleumdungsklage gegen Josserand und die Pariser Zeitung an. Der Konzern habe Strukturen und Kontrollen geschaffen, die völlig im Einklang mit den internationalen Handelsregeln und der OECD-Konvention gegen Korruption seien.
Zur Zeit bei EADS
Derzeit arbeitet Josserand in München für EADS. Der Flugtechnikkonzern zeigte sich «äusserst schockiert» über das Interview. Josserands Erklärungen zeigten ein «unannehmbares professionelles Verhalten», das zur Prüfung einer Entlassung führen müsse. EADS halte sich weitere Schritte gegen den Manager vor.
Wegen Unregelmässigkeiten entlassen
Thales zufolge wurde Josserand wegen Unregelmässigkeiten bei einem Auftrag für die Strassenbahn von Nizza (Anfang 2004) als THEC-Chef entlassen. Thales selbst habe in dieser Affäre Klage eingereicht, erklärte der Konzern. Josserand hält dem laut «Monde» entgegen, Tha les habe mit der Klage Anfang 2005 erreichen wollen, dass sein neuer Arbeitgeber EADS ihn entlasse. Bei seinem EADS-Posten hätte er sich mit dem Kauf von Thales beschäftigen können.
Dokumente vorhanden
Josserand hatte im Rahmen der Ermittlungen gegen ihn wegen der Nizza-Affäre den Untersuchungsrichtern Dokumente vorgelegt, die die Existenz eines Korruptionsnetzes bei Thales beweisen sollen. Er wirft Thales auch vor, Ende der 90er Jahre das UN-Embargo gegen den Irak gebrochen zu haben. (awp/mc/as)