Kraft will sich Süsswaren-Hersteller Cadbury einverleiben

Das Angebot sei zu niedrig, begründete das Cadbury-Management seine ablehnende Haltung. Die Amerikaner wollen sich davon aber nicht abschrecken lassen und weiter um die Briten buhlen. Sie bieten den Cadbury-Aktionären einen Aufschlag zum Schlusskurs der Vorwoche von einem Drittel. Entsprechend hoch sprang am Montagmorgen die Aktie. «Die Transaktion würde einen starken Anbieter von Snacks, Süsswaren und Fertiggerichten schaffen mit einem aussergewöhnlichen Portfolio an Kultmarken», skizzierte Kraft seine Vision. Analysten bewerten den Zusammenschluss ähnlich positiv und denken wie Jon Cox von Kepler Capital Markets, dass die Cadbury-Führung letztlich nur den Preis hochtreiben wolle.


Wachstum trotz Krise
Cadbury macht sein Geld vor allem mit Schokolade, Kaugummi und Bonbons. Hierzulande ist das Unternehmen nahezu unbekannt, im angloamerikanischen Raum sind die Produkte aber aus den Regalen der Supermärkte nicht wegzudenken. Trotz Wirtschaftskrise waren die Briten zuletzt noch gewachsen und hatten auch mehr verdient. Ausser in der Heimat lief es vor allem in Indien und Südafrika rund. Auch bei Kraft floriert das Geschäft. Mit Milka und Toblerone mischen die Amerikaner ebenfalls bei Süsswaren mit. Mit Jacobs-Kaffee, Miracoli-Nudeln oder Philadelphia-Frischkäse ist der Konzern aber viel breiter aufgestellt.


Nestlé-Gegenangebot unwahrscheinlich
Zusammen kämen beide Unternehmen auf einen Jahresumsatz von 50 Milliarden Dollar. An Nestle würde allerdings auch dies nicht heranreichen: Die Schweizer benötigen gerade mal ein halbes Jahr, um die Summe einzunehmen. Entsprechend gelassen reagierte Nestle-Chef Paul Bulcke. Er liess am Rande einer Veranstaltung durchblicken, dass ein Gegenangebot unwahrscheinlich ist: Es gebe derzeit keine Pläne für grosse Akquisitionen. Einen direkten Kommentar wollte er indes nicht abgeben.


«Es geht um Wachstum»
Ziel der Amerikaner ist es, mit der Cadbury-Übernahme in kleinen Schritten zu den Schweizern aufzuholen. «Es geht um Wachstum», sagte Konzernchefin Irene Rosenfeld. Dabei soll letztlich auch mehr Geld übrig bleiben als solo: Durch die Zusammenlegung insbesondere von Vertrieb, Marketing und Entwicklung will Kraft mindestens 625 Millionen Dollar vor Steuern im Jahr einsparen. Dem stehen erwartete 1,2 Milliarden Dollar an Kosten für die Verschmelzung der zwei Firmen gegenüber. Kraft stuft sich bei einer erfolgten Übernahme als führend in den wichtigen Schwellenländern China, Indien, Brasilien, Mexiko und Russland ein. ( awp/mc/pg/10)

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