Krankenversicherung: Moderate Prämienerhöhung als Atempause
Die moderate Prämienerhöhung von drei Prozent 2007, wie sie Gesundheitsminister Pascal Couchepin prophezeit, ist vorübergehend. Das Bundesamt für Gesundheit gibt die Prämien 2007 Ende September bekannt. Der Krankenkassenverband santésuisse legte am Freitag die Kostenentwicklung in der Grundversicherung dar.
Geringe Prämienerhöhung dank Senkung der Reserven
Christoffel Brändli, Präsident von santésuisse und Ständerat (SVP/GR), sagte vor den Medien in Bern, die geringe Prämienerhöhung komme allein durch die Senkung der gesetzlich vorgeschriebenen Reserven der grösseren Krankenkassen von 15 auf 10% zustande. Versicherer mit bis zu 150`000 Versicherten können die Reserven von 20 auf 15% senken, solche mit bis zu 50`000 Versicherten müssen bei 20% bleiben.
Atempause zu konkreten Reformen nutzen
Während die Versicherungen Reserven auflösen, wachsen die Kosten weiter; die Prämien halten nicht mehr Schritt. Die «Atempause» der moderaten Prämienerhöhung müsse darum zu konkreten Reformen genutzt werden, forderte Brändli.
Hauptkostentreiber 2005: Spitäler
Für die Krankenkassen stehen dabei kostenseitig die Spitäler im Vordergrund. Wegen des durch den Tarmed 2004 verursachten Rechnungsstaus stiegen die Kosten im ambulanten Bereich um 20% – Hauptkostentreiber 2005. Ohne diesen Effekt hätte der Zuwachs bei den ambulanten Spitalkosten 2,3% betragen. Zwischen 2000 und 2005 stiegen die Spitalkosten, die zwei Fünftel der Gesamtkosten ausmachen, ambulant um fast 47%, stationär um fast 30%.
Kosten der Grundversicherung: Plus 1,2 Mrd CHF
Mit dem absoluten Plus von 1,2 Mrd CHF kletterten damit die Kosten der obligatorischen Grundversicherung 2005 so stark wie seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes 1996 nie.
Kostenwachstum von 70 Prozent
Seit damals betrug das Kostenwachstum 70%, 2005 steuerte 5,6% bei. Immerhin setzte im ersten Halbjahr 2006 eine gewisse Verflachung ein – allerdings mit Vorsicht zu geniessen.
Gesundheitssystem krankt an zu wenig Sparanreizen
Wie santésuisse-Direktor Marc-André Giger sagte, krankt das Gesundheitssystem immer noch an allzu wenigen Sparanreizen. Statt ein Interesse an einer optimalen Versorgung der Patienten werde weiter nach der maximalen Versorgung gesucht.
Revision soll bei Spitälern anfangen
Die Krankenkversicherer wollen in der Revision des Krankenversicherungsgesetzes stark bei den Spitälern anpacken. So fordern sie eine leistungsabhängige Finanzierung, die Gleichbehandlung aller Grundversicherten ob mit oder ohne Zusatzversicherungen sowie die gleiche Finanzierung privater und öffentlicher Listenspitäler durch die Kantone.
Medikamentenkosten: Europäisches Preisniveau verlangt
Bei den Medikamentenkosten, mit einem guten Viertel der zweitgrösste Posten, verlangten die Kassen europäisches Preisniveau, sagte Brändli. Patentschutz dürfe kein Preisschutz mehr sein.
Managed Care-Modelle
Weiter setzt sich santésuisse für Managed Care-Modelle ein. Einen grossen Schub für diese Modelle verspricht sich der Verband von der Aufhebung des Vertragszwangs. In der Pflegefinanzierung verlangen die Krankenkassen, dass ihr Beitrag in Franken und nicht in Prozenten festgeschrieben wird. (awp/mc/ar)