Krise bei deutschen Konsumenten angekommen

Von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragte Experten hatten 4,35 Punkte erwartet. Grund für den «leichten Dämpfer» seien Einbussen sowohl bei der Einkommenserwartung als auch bei der Anschaffungsneigung. Die Konjunkturerwartungen setzten unterdessen den Aufwärtstrend fort.


Privatkonsum bleibt Wirtschaftsstütze
Trotz des kleinen Rückschlags bleibe der private Konsum 2009 die wesentliche Stütze der deutschen Wirtschaft. Ob der private Konsum auch im kommenden Jahr diese Funktion erfüllen könne, bleibe abzuwarten. GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl rechnet 2010 mit einer realen Stagnation des Konsums nach einem Wachstum von 0,5 Prozent 2009. Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit werde auch die Binnenkonjunktur belasten. Die leicht aufgehellten Konjunkturaussichten liessen aber hoffen, dass der ursprünglich befürchtete Beschäftigungseinbruch ausbleibe und die Arbeitslosigkeit weniger stark ansteige als befürchtet.


Entwicklung am Arbeitsmarkt entscheidend 
«Der entscheidende Faktor für die Konsumstimmung bleibt aber die Entwicklung am Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten», sagte Bürkl der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Der Arbeitsmarkt rücke verstärkt in den Fokus. Bisher sei die Arbeitsmarktlage in Deutschland dank der Kurzarbeit sehr robust. Auch hier sei es wichtig, wie die neue Regierung handle. Den Konsum würde es stützen, wenn die Regierung versuchen würde, stärkere Einbrüche am Arbeitsmarkt zu verhindern.


«Jüngste Signale stimmen vorsichtig optimistisch»
Die jüngsten Signale aus der Wirtschaft stimmen Bürkl «vorsichtig optimistisch». Grund seien die jüngsten Konjunkturprognosen. Die deutsche Wirtschaft verlasse demnach das tiefe Konjunkturtal etwas schneller als erwartet. Im kommenden Jahr dürfte die Wirtschaft nach dem kräftigen Einbruch 2009 bereits wieder wachsen. Vor diesem Hintergrund könnten einige Unternehmer ihre Entlassungspläne überdenken. Auch die Arbeitsmarktlage 2010 werde von Experten nun um einiges günstiger als noch vor einem halben Jahr befürchtet eingeschätzt. Ein dramatischer Einbruch sei nicht mehr zu erwarten. «Dies ist für den Konsum eine positive Nachricht.»


«Keine unmittelbare Gefahr von der Preisfront»
Weniger Rückenwind für den Konsum erwartet Bürkl von der Preisfront. Die Zeit negativer Inflationsraten neige sich ihrem Ende zu. «Damit ist offenbar auch bei den Erwartungen der Verbraucher ein Wendepunkt erreicht», sagte Bürkl. Seit Oktober liege der Ölpreis in Dollar gerechnet wieder über dem Niveau vor einem Jahr. Preisdämpfende Effekte seien deshalb nicht mehr zu erwarten. «Von der Preisfront droht gleichwohl keine unmittelbare Gefahr», betonte der Experte. Die Inflation dürfte im laufenden und auch im kommenden Jahr moderat bleiben. So sorge beispielsweise der starke Wettbewerb im Lebensmittelhandel weiter für sinkende Nahrungsmittelpreise.


Abwarten angesagt
Die Konsumenten in Deutschland befinden sich aus Sicht der GfK derzeit in einer Art Wartestellung. «Es besteht eine gewisse Unsicherheit darüber, was nach all den Versprechungen im Wahlkampf auch in Regierungshandeln umgesetzt wird», sagte Bürkl. Die Verbraucher zeigten sich mit Blick auf Steuererleichterungen in grösserem Umfang wegen der angespannten Haushaltslage «eher skeptisch». Umso wichtiger wäre es nun für die Politik, den Konsumenten ein klares Signal zu geben, dass es tatsächlich zu Entlastungen kommt. Dabei sollte die Perspektive auf Entlastungen in den kommenden Jahren klar aufgezeigt werden. Dies würde den Verbrauchern wichtige Planungssicherheit liefern. 


Elektroindustrie: Exporte brechen um mehr als ein Fünftel ein
Der deutschen Elektroindustrie macht weiterhin die Nachfrageflaute zu schaffen: Die Exporte brachen in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres um mehr als ein Fünftel ein. Zwischen Januar und August seien die Ausfuhren der zweitgrössten deutschen Industriebranche um 22% zurückgegangen, berichtete der Branchenverband ZVEI. Im August habe das Minus bei den Ausfuhren 24% im Vergleich zum Vorjahresmonat betragen. Mit einem Rückgang von fünf Prozent litten den Angaben zufolge die Elektro-Exporte nach China und Indien in den ersten acht Monaten noch am wenigsten. «Im August gab es auch wieder einen Anstieg der Ausfuhren nach China um 5%. Hier zeigen die Konjunkturmassnahmen Pekings Wirkung», sagte ZVEI-Chefvolkswirt Andreas Gontermann. (awp/mc/ps/07)

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