Krise vorüber? Schweizer Führungskräfte geben sich optimistisch

Trotzdem musste im grossen Stil Personal abgebaut oder Kurzarbeit eingeführt werden, wie die internationale Executive Search Boutique Roy C. Hitchman AG am Montag in einer Mitteilung schreibt. Der Handel wurde mit Abstand am wenigsten von der Krise überrascht, und das Management hat sich am transparentesten verhalten. Die Fertigungsindustrie wurde sehr stark von der Krise betroffen und musste darauf mit entsprechend starkem Personalabbau und Kurzarbeit reagieren. Knapp 60% der Unternehmen geben an, für den Aufschwung gerüstet zu sein.


Staatliche Regulierung unerwünscht
Zusätzliche staatliche Regulierungsmassnahmen werden ausserhalb des Finanzsektors deutlich abgelehnt. Die Befragten setzen vermehrt auf Innovation und neue Marktleistungen, um den Aufschwung zu nutzen. Die Fertigungsindustrie sowie der Handel, die Distribution und die Logistik werden auch während der kommenden 12 Monate den Personalbestand und die Kapazitäten tief halten. Interessant festzustellen ist, dass weibliche Führungskräfte dezidierter der Meinung sind, dass die Kernprozesse überarbeitet werden müssen. Sie sind auch wesentlich kritischer in der Beurteilung des Führungsverhaltens des Verwaltungsrates während der Krise.


Diskrepanz zwischen Eigen- und Fremdbild
Auffallend ist auch die Diskrepanz zwischen Eigen- und Fremdbild von VR und CEO und dem obersten Management bezüglich der Handhabung der Krise, der Einschätzung der Hauptrisiken sowie der Durchsetzung der Compliance Richtlinien. Die von den Panelteilnehmern herausgegriffenen Massnahmen hält Roman Huber, Principal bei Roy C. Hitchman AG, für geeignet, um bei zukünftigen Krisen eine dämpfende Wirkung zu entfalten. Dazu gehören eine kritische Überprüfung der Hauptrisiken, die Bereitstellung eines ‹Worst Case›-Szenario, das Umsatzeinbussen bis in den Bereich von 50% abdeckt, eine Flexibilisierung der Fixkosten sowie eine Stärkung der Kapitalbasis.


Sind wir wirklich über den Berg?
Den Aufschwung beurteilen wir, anders als viele Panel-Teilnehmer, weniger optimistisch, meint Roy Hitchman. Wir können zwar Anzeichen einer Erholung der Schweizer Wirtschaft erkennen, sind jedoch noch unsicher, ob wir uns tatsächlich in einer «V-Formation» befinden, oder ob es sich lediglich um ein Zwischenhoch innerhalb einer «W-Formation» handelt. Die Erholung hat bei den Dienstleistungsfirmen und im Segment «TIME» (Telekommunikation, Informatik, Medien und Entertainment) bereits begonnen, während die Baubranche, Logistik, Fertigungsindustrie sowie der gesamte Exportsektor unter einer volatilen Nachfrage, welche durch staatliche Konjunkturprogramme und Währungsschwankungen verzerrt bleibt, leiden.


Finanzbranche weiterhin mit erhelblichen Risiken behaftet
Die Finanzbranche ist nach wie vor mit erheblichen Risiken behaftet und hat einen kritischen Strukturwandel noch vor sich. Es bleibt abzuwarten, wie die staatlichen Balanceakte zwischen Konjunkturunterstützung und Geldmengen-Management zur Steuerung der Inflation in Europa, aber auch global, gelingen werden. Eine starke Finanzindustrie und ein gesunder Finanzmarkt sind für einen nachhaltigen Aufschwung essenziell. (hitchman/mc/ps)

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