Kühne+Nagel mit Rekordergebnis update 14:46

Dass die Erwartungen der Analysten allerdings verfehlt wurden, lag in erster Linie an einem Goodwill-Abschreiber von 57 Mio CHF in der Landverkehrssparte. Der Umsatz von K+N stieg um 15,3% auf 20,98 Mrd CHF, der Reingewinn um 15,9% auf 531,2 Mio CHF. Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA belief sich auf 1,012 Mrd CHF, das ist ein Plus von 18,3%. Die Dividende soll auf 1,90 (VJ 1,50) CHF erhöht werden.


Welthandel boomte 2007 – Abschwächung 2008 möglich
«Der boomende Welthandel ist uns letztes Jahr entgegengekommen», sagte Mehrheitseigner und Executive Chairman Klaus-Michael Kühne am Montag vor den Medien. Doch die Kreditkrise werde 2008 sicher ihre Spuren in Form tieferer Wachstumsraten hinterlassen. «Bis jetzt sehen wir aber keine Abschwächung», fügte Kühne an. Der Markt für Seefracht dürfte laut Schätzungen des Unternehmens 2008 um 8% wachsen, der Markt für Luftfracht um 4% und die Kontraktlogistik um 6%. K+N will diese Werte auch 2008 deutlich übertreffen und in allen drei Bereichen die Margen halten.


Blick nach Osten
Der Welthandel bestehe bei weitem nicht nur aus den USA, betonte Kühne zudem. Sein Unternehmen sei dank seiner breiten Aufstellung gut positioniert, von Wachstumschancen in anderen Regionen zu profitieren. Dementsprechend will K+N im Berichtsjahr seinen Wachstumsfokus auf Osteuropa oder auf Länder wie Brasilien, China, Korea, Indien und Japan richten. Im Mittleren Osten und in Westafrika will K+N sich verstärkt im Öl- und Energiegeschäft engagieren. Gerade im Öl-Geschäft ortet Kühne ein «erhebliches» Potenzial.


Landverkehr muss weiter wachsen
Die defizitäre Sparte Landverkehr muss indes noch weiter wachsen, um profitabel zu werden. Die kritische Schwelle liegt bei 5 Mrd CHF Umsatz und ist bis 2009 oder 2010 die Vorgabe. «Wir setzen im Landverkehr auf Umsatzwachstum und nicht auf Profitoptimierung», sagte der CFO Gerard van Kesteren zu AWP. Wachstum kostet aber auch Geld, was sich auch an einer Wertberichtigung von 57 Mio CHF in der Landverkehrssparte ablesen lässt.


Weitere Wertberichtigungen?
Diese fiel bei drei kleinen Spediteuren an, die in den Jahren 2005 und 2006 gekauft wurden. «Die Firmen haben die geplante Profitabilität nicht erreicht», sagte van Kesteren. Dies impliziere aber nicht, dass die nächsten Akquisitionen im Landverkehr bewusst überbezahlt würden. Weitere Wertberichtigungen im vierten Quartal 2008 seien jedoch nicht ausgeschlossen, räumte er gegenüber AWP ein. K+N hofft, den 2007 ins Stocken geratenen Akquisitionsrhythmus bereits in den nächsten Monaten wieder aufnehmen zu können. «In den nächsten drei Jahren haben wir dafür 500 Mio CHF vorgesehen», sagte der CFO zu AWP. Zukäufe seien vorrangig in Frankreich, Italien und Spanien geplant.


Vorwürfe wegen Preisabsprachen zurückgewiesen
Die Vorwürfe seitens der Wettbewerbsbehörden wegen Preisabsprachen mit der Konkurrenz sind aus der Sicht von Kühne + Nagel unbegründet. Rückstellungen für spätere Strafen hat das Unternehmen «wegen der nicht vorhandenen Substanz» keine vorgenommen. Er sehe dem Verfahren gelassen entgegen, sagte Klaus-Michael Kühne.


Aktie unter Druck
Kühne führt die Aktivitäten der Wettbewerbshüter auf die Gepflogenheit von Fluggesellschaften zurück, steigende Kerosinpreise gezielt in Form von Zuschlägen auf die Passagiere abzuwälzen. Aus dieser Politik hätten die Behörden offenbar auf die Spediteure Rückschlüsse gezogen. Es seien aber «keinerlei Abstimmungen erfolgt», sagte Kühne. Die Affäre werde noch einige Jahre dauern und sei «unangenehm in jeder Beziehung». Die Aktien von Kühne + Nagel stehen im Nachgang der Ergebnispublikation deutlich unter Druck. Insbesondere die Abschreibungen veranlassten die Analysten zu negativen Kommentaren und die Anleger zu Verkäufen. K+N verlieren bis um 13.50 Uhr 3,1%. (awp/mc/ps)

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