Kuno Sommer, CEO Berna Biotech: «Ziel ist eine nachhaltig steigende Profitabilität durch Wachstum und Innovation»
Moneycab: Herr Sommer, für Berna Biotech resultierte 2004 ein Rückfall in die Verlustzone. Nach 20 Mio. Franken Gewinn im Vorjahr weist Berna Biotech für 2004 einen Konzernverlust von 23,3 Mio. Franken aus. Wo liegen die Ursachen für dieses Resultat?
Kuno Sommer: Der Verlust beruht hauptsächlich auf den hohen Fixkosten, die aufgrund der Wachstumserwartungen mit bestehenden und neuen Impfstoffen aufgebaut wurden. Ebenso widerspiegeln die hohen und gegenüber dem Vorjahr nochmals erhöhten Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen die konsequente Ausrichtung auf eine innovative Pipeline. Wir konnten jedoch 2004 unsere Resultate gegenüber 2003 im Kerngeschäft deutlich verbessern.
Auch der Umsatz war im letzten Jahr rückläufig. Wo lagen hier die Gründe?
Der erwartete Rückgang ist bedingt durch den Wegfall der Pockenverkäufe und die Liquidation der Plasmaprodukte.
«Wir haben vier Impfstoffe in der letzten Phase der klinischen Entwicklung, welche in den nächsten 2-3 Jahren eine weitere Umsatz und Gewinnsteigerung bringen sollen.» Kuno Sommer, CEO Berna Biotech
Zufrieden dürften Sie mit der Entwicklung im Kerngeschäft sein, der Entwicklung von Impfstoffen gegen eigentliche «Volkskrankheiten» wie Grippe und Hepatitis B, wo ein Wachstum von 42 % erzielt werden konnte.
Diese positive Entwicklung bestätigt unsere Fokussierung auf die Kernprodukte, wir wollen mit unseren Impfstoffen auch in Zukunft deutlich besser als der Markt wachsen.
Wie sehen Sie die Entwicklung in den nächsten zwei bis drei Jahren? Welche Produkte stehen im Mittelpunkt?
Unser Ziel ist eine nachhaltig steigende Profitabilität durch Wachstum und Innovation. Dies wollen wir einerseits durch überdurchschnittliches Wachstum durch die Globalisierung unserer modernen Impfstoffe erreichen. Andererseits haben wir vier Impfstoffe in der letzten Phase der klinischen Entwicklung, welche in den nächsten 2-3 Jahren eine weitere Umsatz und Gewinnsteigerung bringen sollen.
Die Börse und die Analysten haben auf das Jahresresultat negativ reagiert. Der Aktienkurs hat nachgegeben und die Analysten bemängeln zu hohe operative Kosten und ein fehlender Update zur Produktepipeline. Was entgegnen sie dieser Kritik?
Das finanzielle Resultat lag im Rahmen unserer Erwartungen und widerspiegelt die hohen Vorleistungen in künftiges Wachstum und Innovation. Ein detaillierter Update zu unseren Forschungs- und Entwicklungsprojekten haben wir am 25. Januar in diesem Jahr an unserer Analystenkonferenz gegeben.
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Berna Biotech hat im vergangenen Jahr nicht weniger als 52 Mio. Franken in Forschung und Entwicklung investiert. Ist auch im laufenden Geschäftsjahr mit Investitionen in dieser Grössenordnung zu rechnen?
Wir rechnen mit Ausgaben von weniger als 50 Millionen Franken, hatten wir doch im vergangenen Jahr hohe ausserordentliche Aufwendungen für Rückstellungen für Registrierungskosten künftiger, marktfähiger Produkte.
Berna Biotech fokussiert sich seit fünf Jahren zunehmend auf das Impfstoffgeschäft. Wann wird der Prozess abgeschlossen sein?
Die letzten Jahre waren geprägt von einer Bereinigung der Nicht-Kerngeschäfte und einen grossen Nachholbedarf, um den rasant gestiegenen Anforderungen an Biologika zu genügen. Heute haben wir in praktisch allen Bereichen den hohen Standard der Industrie erreicht und sind zu mehr als 80% auf das Kerngeschäft konzentriert.
Immer wieder taucht in den Medien das Schreckgespenst einer Pandemie auf, also einem weltweiten Ausbruch einer Krankheit. Wie schätzen Sie die Lage ein? Forscht Berna Biotech auch an einem Impfstoff in diesem Bereich?
Experten sind sich einig, dass eine Pandemie kommen wird, die Frage ist nur wann. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist sind Investitionen in Pandemieforschung und Produktion allerdings für uns nicht gerechtfertigt. Letztlich ist dies eine politische Entscheidung.
Letzte Frage und ein Blick in die Zukunft: Sind nach der Übernahme von Rhein Biotech vor knapp drei Jahren weitere Übernahmeprojekte in Sicht, oder könnte im Gegenzug auch Berna Biotech zum Objekt der Begierde werden?
Allianzen in allen Funktionen und Bereichen sind für eine Firma in unserer Grösse ein ständiges Thema. CEO Berna Biotech Nationalität: Schweiz Studien der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel, Dr. rer. pol. Vor 1990: Verschiedene Positionen bei der Roche AG Vitamin Marketing. Seit 2000 CEO von Berna Biotech AG. Die heutige Berna Biotech AG wurde 1898 gegründet und hiess damals «Schweiz. Serum- & Impfinstitut Bern». Von Anfang an waren Infektionskrankheiten und deren Prävention Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschung. Die Berna Biotech AG trug – und trägt – mit ihren Impfstoffen massgeblich dazu bei, Menschen auf allen Kontinenten vor gefährlichen Infektionskrankheiten wie Wundstarrkrampf, Diphtherie, Masern, Typhus, Grippe, Hepatitis A oder Hepatitis B zu schützen. Die Firma hat Tochtergesellschaften in Italien, Spanien, USA und Kanada und beschäftigt weltweit 700 Mitarbeiter.
Kuno Sommer
Jahrgang: 1957
Ausbildung:
Berufliche Tätigkeit:
1990 ? 1994: Leitung der nordamerikanischen Zweigstelle der Roche-Division Tierfutter und Gesundheit.
1995 ? 1998: Leiter des globalen Marketings der Vitamin- und Feinchemikalienabteilung in Basel.
1998 -1999 CEO von Givaudan-Roure in Genf und Mitglied des Executive Committee der Roche AG.
Berna Biotech