Kunsthaus Zürich: «Leftovers» von Nedko Solakov

Mit dieser unüblichen Auswahl kehrt Solakov das für eine Museumsausstellung gängige Verfahren um: es werden keine Werke aus berühmten Sammlungen entliehen, sondern Werke gezeigt, die bis jetzt niemand haben wollte. Dass dieses Kriterium nichts mit Qualität zu tun hat, wird anhand der Exponate deutlich. Denn einige von Solakovs besten Arbeiten gehören gerade zu diesen «Leftovers». Indem Solakov daraus Museumsstücke macht, stellt er mit der für ihn typischen Ironie den Status der Institution Museum in Frage und verweist augenzwinkernd auf die Hysterie im Kunstmarkt, die immer nur für die neueste künstlerische Produktion Käufer findet. Solakov hat die Idee speziell für Zürich entwickelt, einer Stadt, in der Galerien und Kunstmarkt von grosser Wichtigkeit sind.


Kunstlager der andern Art
Der Künstler bezieht den die Ausstellung umgebenden Raum in sein Konzept ein. In Anlehnung an den Titel «Leftovers» verwandelt sich der Kabinettraum in ein überfülltes Kunstlager, in dem Malerei, Fotografien, Zeichnung und Video aus allen Schaffensperioden gezeigt werden ? «Kritzeleien» eingeschlossen. So entsteht eine Retrospektive der besondern Art, die erstmals in der Schweiz einen umfassenden Einblick in Solakovs vielfältiges Schaffen gibt.


Nedko Solakov ist ein Geschichtenerzähler
Er kreiert Welten, in denen er verschiedene Formen von Realität vermischt und überlieferte politische und ästhetische Repräsentationssysteme kollabieren lässt. Geboren 1957 in Sofia (Bulgarien) hat er den Zusammenbruch des kommunistischen Systems erlebt und entschied sich, weiterhin dort zu arbeiten, denn «Es ist für mich notwendig, hier zu leben, weil gerade die hiesige Situation meinen Sinn für das Absurde, meine Ironie und meinen Humor unterhält.»


«Solakovs Werke kreisen oft um Politik und hinterfragen die Kontextualisierung von zeitgenössischer Kunst und deren ökonomische Strukturen.»


Am Anfang standen die «Kritzeleien»
Je nach konzeptuellem Hintergrund verwendet er unterschiedliche Medien: von Malerei, Fotografie, Zeichnung und Video bis hin zu Text. Ursprünglich zum Wandmaler ausgebildet, hat Solakov nie ein Wandgemälde ausgeführt. International bekannt wurde er mit seinen «Kritzeleien», die er direkt auf die Wände des Ausstellungsraumes anbringt und die auf den ersten Blick kaum sichtbar sind und die Wahrnehmungsgewohnheiten des Publikums heraus¬fordern. Mit dieser Form von antimonumentaler Wandmalerei, die anstelle von offizieller Propaganda eben gerade die Kritik des aktuellen politische System setzt, hinterfragt der Künstler nicht nur den «White Cube», sondern reflektiert auch seine eigene Herkunft und den Status als Künstler. Denn das Werk wird nach der Ausstellung unwiederbringlich entfernt.


Referenz Kunstgeschichte
Die Reflexion der Kunstgeschichte spielt in Solakovs Arbeit ebenfalls eine wichtige Rolle. Kleinformatigen Zeichnungen, die auf den ersten Blick alt¬meisterlich wirken, verleiht er durch kurze Textpassagen, teils bissig humorvoll, teils poetisch verträumt, zeitgenössische Gültigkeit und hintergründige Tiefe. (kz/mc/th)







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Zur Ausstellung erscheint eine Publikation in Englisch und Deutsch, heraus von Walther König, Köln, mit Abbildungen aller Arbeiten in der Ausstellung sowie einer Auflistung aller «Leftovers» in den Galerien. Vorwort von Christoph Becker, Text von Mirjam Varadinis. Sie ist für CHF 45.- im Kunsthaus-Shop online erhältlich.
Nedko Solakov

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