Kunsthaus Zürich: Pablo Picasso

Diese weltweit erste Museumsretrospektive Picassos (1881-1973) glich einer Revolution im Kunstbetrieb, denn dass ein Künstler die Werke, die in einem Museum gezeigt werden, selbst bestimmte und nicht ein Direktor, war neu. Dem subjektiven Blick des Avantgardisten auf sein ausserordentliches Werk begegnete das Publikum mit grossem Interesse. Auf Schritt und Tritt verfolgte die Presse den Meister, der mit Frau Olga und Sohn Paulo fünf Tage vor Ausstellungsbeginn in Zürich eintraf. Doch nicht alle vermochten das Genie des Fünfzigjährigen zu erkennen. In der Neuen Zürcher Zeitung beurteilte der weltbekannte Psychologe und Psychotherapeut C.G. Jung den Maler schlicht als schizophren.



 


Wasserkrug und Früchteschale (Pichet et coupe de fruits), 1931. Öl auf Leinwand , 130,2 x 194,9 cm. Saint Louis Art Museum, Legat Morton D. May


Für die mehr als zweihundert Arbeiten – sechsundfünfzig davon aus Picassos eigenem Besitz – wurde die gesamte ständige Sammlung aus dem Kunsthaus entfernt. Maler wie Oskar Schlemmer bestaunten das «Rekordunternehmen», welches mit 14-tägiger Verlängerung binnen neun Wochen 34’000 Besucher anzog. Der Aufwand war schon damals weitaus höher als die Einnahmen. Dennoch konnte sich das Kunsthaus den Erwerb eines zum Verkauf stehenden Gemäldes – «Guitare sur un guéridon» (1915) leisten.



Wie Picasso unseren Blick verändert hat



Das Kunsthaus Zürich, das in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert, präsentiert sich als Institution, die schon früh für avantgardistische Strömungen offen war. Mit der Hommage an die Ausstellung von 1932 zeigen die Kuratoren Tobia Bezzola und Simonetta Fraquelli die Entstehungsgeschichte der weltweit ersten umfassenden Museumsschau Picassos und vermittelt ihren Einfluss auf die Rezeption des seitdem weltberühmten Künstlers. Im grossen Ausstellungssaal treffen über 70 Spitzenwerke zusammen: Leihgaben des Museum of Modern Art und des Metropolitan Museum, New York, von der Tate Modern, London, aus dem Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid, und anderen. Daneben sind selten gezeigte Leihgaben von privaten Sammlern aus Europa und Übersee zugesagt. Der historische Hintergrund und die Auswahl der Exponate machen die finanziell und logistisch aufwändige Ausstellung zu einem einmaligen Ereignis. Sie wird nur in Zürich zu sehen sein. (kh/mc/th)



Der gelbe Gürtel: Marie-Thérèse Walter (La ceinture jaune: Marie-Thérèse Walter), 1932. Öl auf Leinwand, 131 x 97 cm. Courtesy Nahmad Collection.

Exit mobile version