Zürich – Vom 7. Februar bis 3. Mai 2020 zeigt das Kunsthaus Zürich Gemälde, Plastiken und Zeichnungen von Giovanni und Alberto Giacometti, die der Tochter beziehungsweise Schwester Ottilia gewidmet sind. «Ottilia Giacometti – Ein Porträt» stellt die am wenigsten bekannte Figur der berühmten Künstlerfamilie ins Zentrum, die im Alter von nur 33 Jahren verstarb.
Ottilia (1904–1937) war die einzige Tochter von Giovanni Giacometti und Annetta Stampa und die Schwester von Alberto, Diego und Bruno. Sie ist das am wenigsten bekannte Mitglied dieser Familie, die nicht nur wegen der zahlreichen Künstler, die sie hervorgebracht hat aussergewöhnlich war, sondern auch wegen der grossen Liebe und Harmonie, die in ihr herrschten. Die Erziehung der Eltern konzentrierte sich darauf, ihren Kindern alle Möglichkeiten zu bieten, damit sie ihr Leben erfolgreich zu meistern vermochten. Sie konnten eine Ausbildung absolvieren und wurden bei ihren Entscheidungen finanziell unterstützt: Alberto und Diego darin, in Paris eine künstlerische Laufbahn und Bruno, in Zürich eine Karriere als Architekt einzuschlagen, während Ottilia die Erziehung eines Mädchens aus gutem Hause erhielt, erst in einem Internat in Horgen, dann an der Frauenarbeitsschule in Bern und schliesslich in einem Pensionat in Lausanne.
Tod und Leben
Der berührendste Teil der Ausstellung sind die mit dem Tod Ottilias verbundenen Werke. Dramatisch ist der Kontrast zwischen dem stillen Gesicht Ottilias auf dem Totenbett und den Skizzenheften mit den Porträts von Silvio in der Wiege, die sich zart und liebevoll diesem neuen Lebewesen zuwenden, das nichts von dem Schmerz weiss, der es umgibt. Ein Kopf Ottilias, dem sich Alberto gleich nach seiner Rückkehr nach Paris bis zum März 1938 widmete, war der letzte Versuch, seine Schwester darzustellen. Er arbeitete nach der Erinnerung, von Fotografien unterstützt, die Gesichtszüge sind undeutlicher und das erste Mal ist die Verkleinerung zu beobachten, ein Merkmal, das alle seine Werke von 1939 bis in die Nachkriegszeit auszeichnet. Drei Skulpturen von Silvio aus den Jahren 1943 bis 1945 verkörpern diese fast obsessive künstlerische Suche, mit der er sich während seines unfreiwilligen Aufenthalts in Genf beschäftigte, als er wegen des Krieges nicht nach Paris zurückkehren konnte. Am Ende der Ausstellung bezeugt eine Kinderzeichnung Silvios den Fortgang des Lebens. (Kunsthaus Zürich/mc/kbo)