Ähnlich der Zeichnung ermöglichten ihnen diese Verfahren einen authentischen Ausdruck künstlerischer Individualität, die im Verlauf des Jahrhunderts ins Zentrum der avantgardistischen Kunst rückte.
Eine zentrale Rolle spielte die kurz vor 1800 erfundene Lithographie, die anfänglich der Reproduktion diente, aber schon bald von Künstlern für ihre kreativen Zwecke erobert wurde. Diese Technik erlaubt eine enorme Breite an linearen und flächigen Ausdrucksmöglichkeiten: Delacroix schuf romantische Nachtszenen nach Shakespeares Dramen, während Daumier mit seinen Karikaturen das aktuelle Tagesgeschehen in prägnante Darstellungen fasste und seine Zeitgenossen schonungslos porträtierte. Auch Manet bewies sich auf dem Lithostein als Meister des Schwarz-Weiss, sei es in Szenen zeitgenössischer Geschichte oder eindringlichen Porträts, während gegen Ende des Jahrhunderts Toulouse- Lautrec das mondäne Leben in Paris in virtuoser Mehrfarbigkeit wiedergab.
Ebenso wichtig war im 19. Jahrhundert die Radierung, die zurückgehend auf Rembrandt, Piranesi und Goya bereits eine lange Tradition als Originalgraphik hatte. Mit Künstlern wie Bresdin, Pissarro und Degas erlebte die Technik ab Mitte des Jahrhunderts eine neue Blüte, die von Kritikern wie Baudelaire eifrig unterstützt wurde. Die Clichés-verre (Glasradierungen) von Corot illustrieren zudem die Experimentierlust, die sich im Spannungsfeld von Photographie und Druckgraphik entwickelte. (kmb/mc/th)