Kunstmuseum Bern: Adolf Wölfli Universum. Eine Retrospektive
Anfang des 20. Jahrhunderts hat Adolf Wölfli auf über 25’000 Seiten sein Leben neu erfunden, zuerst in Form einer spektakulären Kindheit, dann als glorreiche Zukunft, von ihm «Skt. Adolf-Riesen-Schöpfung» genannt. Er transformierte seine Vergangenheit als Waise und Verdingbub, gedemütigter Knecht, Handlanger und Wanderarbeiter, Zuchthausinsasse und schliesslich als Patient der psychiatrischen Heilanstalt Waldau bei Bern. 1895 hatte er dort auf Geheiss der Ärzte seine erste Lebensgeschichte verfasst, die er in den darauffolgenden Jahrzehnten durch Prosa und Poesie, Musik und Kompositionen, Zahlen und Zeichnungen zur endlosen Erzählung erweiterte.
Radikaler Entwurf einer neuen Welt
«Campbell’s Tomato Soup», 1929 | Adolf Wölfli Universum präsentiert in einer bisher ungesehenen Fülle Wölflis Kunst und Weltentwurf. Dazu gehören nicht nur Bilder, Texte und Musik, sondern auch eine Projektion, welche den 8000-seitigen Trauer-Marsch und Wölflis Denken und Vorgehen exemplarisch zugänglich macht. Kurator: Daniel Baumann, Leiter der Adolf Wölfli-Stiftung |
Adolf Wölfli (* 29. Februar 1864 in Bowil, ? 6. November 1930 in Bern) lebte ab 1895 bis zu seinem Tode in der Psychiatrischen Klinik Waldau bei Bern. Während seines über dreißigjährigen Aufenthalts schuf er ein umfassendes Werk von rund 1500 Zeichnungen, 1500 Collagen und 25.000 zu Heften gebundenen Seiten. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Art Brut oder der Outsider Art. (kmb/mc/th)