An der «Grün 80» in Basel realisierte er mit dem 1985 leider zerstörten «Standpunkt» (1979/1980) einen der wichtigsten Schweizer Beiträge zur Land Art. In Bern hat er sich unter anderem mit der Installation «Hommage an das Milchgässli» (1982) am Bahnhofplatz und dem «Grossen Chribel» (1985/1986) vor der Schweizerischen Mobiliar einen Namen gemacht. Neben Skulptur, Installation, Objekt und Video umfasst seine Beschäftigung auch Malerei, Zeichnung, Druckgraphik und Fotografie.
Projekte – grösser als die Vorstellungskraft
versunkener Stern
Projektzeichnung Räderbaum
Kinderzimmer
Autoscheibendruck
Mikrofotografie
Die vielfältige Kreativität
Die Ausstellung im Kunstmuseum Bern stellt einen noch wenig beachteten Aspekt in Ueli Bergers Werk ins Zentrum und zeigt in einem Überblick Arbeiten auf Papier aus den letzten vierzig Jahren. Bei den ausgestellten Werken handelt es sich sowohl um autonome Werke, Zeichnungen, Fotografien, Fotomontagen, Druckgraphik wie auch um Projektskizzen und – zeichnungen. Als zentrale Themen bestimmen Fragen nach dem Verhältnis von Mensch und Natur, nach unserer Wahrnehmung sowie nach der Wechselwirkung von Raum, Linie und Fläche das gesamte Schaffen Ueli Bergers.
Die Projektzeichnungen bilden innerhalb von Ueli Bergers Arbeiten auf Papier die grösste Gruppe. Sie stellen für den Künstler ein Instrument visueller Denkprozesse dar, die zu Installationen führen können und diese wiederum auch dokumentieren. Manchmal eher skizzenhaft, manchmal sehr detailreich ausgeführt, geben sie Einblick in die Planungsprozesse komplexer räumlicher Installationen. Daneben entstehen immer wieder auch autonome Fotografien, Fotomontagen, Zeichnungen und Drucke, welche wie die Projektzeichnungen sich mit unserer gebauten und natürlichen Umwelt befassen. Andere Werke thematisieren kunstimmanente Fragestellungen und entlarven durch unkonventionellen Einsatz alltäglicher Materialien und Industrieprodukte sogar zweidimensionale Erscheinungen als dreidimensional. So vermitteln die «Autoscheibendrucke» (ab 1990) die Illusion, in die Tiefe des nächtlichen Weltraums zu schauen. Die «Kohlezeichnungen» (1997-1999) bilden das Gegenstück zu den Skulpturen mit Abdichtungsgummis von Windschutzscheiben (ab 1988). Und die seit dem Jahr 1996 entstehenden Mikrofotografien von miniaturhaften Zeichnungen führen in eindrücklicher Art vor Augen, dass die Linie keineswegs eine eindeutig zweidimensionale Erscheinung ist. Unsere Wahrnehmung wird durch diese lustvolle Auseinandersetzung mit Materialien und räumlichen Dimensionen immer wieder von neuem auf die Probe gestellt und erweitert.
Indem die Ausstellung die Arbeiten auf Papier ins Zentrum stellt, ermöglicht sie aus ungewohnter Perspektive einen Einblick in Ueli Bergers künstlerisches Denken und Schaffen, für das die mehrmalige Wiederaufnahme bestimmter Fragestellungen unter immer neuen Gesichtspunkten ebenso charakteristisch ist, wie der Einsatz unterschiedlichster Stile, Medien und Materialien. Der Ausstellungstitel «Alles in Allem» spielt auf diese rhizomartige Verflochtenheit von Ueli Bergers Werk an.
Anonyme Skulpturen
Im Vestibül ist zudem eine Auswahl von Fotografien aus der Serie «Anonyme Skulpturen» zu sehen, die Susi Berger in Zusammenarbeit mit ihrem Mann seit 1978 ständig erweitert. Es handelt sich dabei um unspektakuläre Skulpturen, dauerhafte räumliche Gebilde sowie um Konstellationen und Konstruktionen von kurzer Dauer, die fotografisch festgehalten werden. Das Inventar und Mobiliar der Stadt erscheint auf diesen unprätentiösen Momentaufnahmen in einem neuen Licht: Alltägliche Dinge wie Mülltonnen, Container, Wegweiser, Abschrankungen, Blumenkisten, Billetautomaten etc. etc. sind ihrer ursprünglichen Funktion enthoben und verwandeln sich in künstlerische Objekte. Teilweise mit neuen Bedeutungen aufgeladen, werden sie zu absurden, surrealen Kommentaren unserer Lebensweise. (kmb/mc/th)