Gezeigt werden Gemälde, Radierungen, Druckplatten, Zeichnungen, Plastiken, Fotografien und Dokumente aus allen Schaffensperioden. Die Ausstellung belegt zudem, dass Stauffer-Bern als manischer Schaffer einen wesentlichen Beitrag zum naturalistischen Realismus seiner Zeit geleistet hat.
Bildniss Gottfried Keller von Karl Stauffer-Bern.
«Verfluchter Kerl!»: Dieses Zitat nach Gottfried Keller zu Stauffer-Bern verleiht der Ausstellung ihren Titel. Stauffer-Bern hatte nach einem gemeinsamen Wirtshausbesuch mitten in Zürich nachts eine lautstarke Rede gehalten, was Keller zum Ausruf provozierte. Darin schwingt eine grosse Portion Bewunderung für den stürmischen, impulsiven Berner mit.
Das Gesamtwerk von Stauffer-Bern ist zwischen 1875 und 1891 entstanden. Der jung verstorbene Künstler ist vor allem im Bereich des Porträts eine der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten seiner Generation. Als Maler, Radierer und Zeichner hat er Charakteranalysen von grosser Ausstrahlungskraft geschaffen. Stauffer-Bern, der in bereits weit fortgeschrittenem Stadium zuweilen die Leinwand weiss übermalte oder die Farbe kurzerhand wieder abkratzte, nahm häufig die Fotografie zu Hilfe, um Modell und Künstler ermüdende Sitzungen zu ersparen. Die in der Ausstellung gezeigten Arbeitsfotografien und Studien zu Porträts demonstrieren, mit welcher Intensität Stauffer-Bern die Persönlichkeit seiner Modelle zu erfassen und deren Wesen heraus zu destillieren versuchte.
Liegender Akt.
Unablässiges Schaffen
Der Berner war ein manischer Schaffer, der sich nicht mit Malerei begnügte: Autodidaktisch schuf er Radierungen von subtiler Qualität. Die technischen Schwierigkeiten, mit denen er anfänglich beim Radieren zu kämpfen hatte, überwand er dank seinem unermüdlichen Schaffensdrang; dafür stehen die ausgestellten Radierungen und – als weitere Glanzpunkte – einige Druckplatten. Darüber hinaus illustrieren Zeichnungen und Fotografien den überaus komplexen Entstehungsprozess der Plastiken.
Studie sitzender alter Mann.
Das Tragische überschattet die Schönheit
Stauffer-Bern wechselte mit grossem Eifer von einem Tätigkeitsgebiet ins andere und vollbrachte künstlerische Höchstleistungen. Sein eindringlicher Naturalismus traf den Geschmack einer wohlhabenden Gesellschaftsschicht im Berlin der Gründerzeit, die sich gerne von ihm porträtieren liess. Auch Lydia Welti-Escher, Tochter des Gotthard-Königs Alfred Escher, Schwiegertochter des Bundesrates Emil Welti und Mäzenin von Stauffer-Bern, sass ihm für ihr Bildnis. Stauffer-Bern ist vor allem durch die Aufsehen erregenden Spekulationen rund um seine Beziehungsaffäre mit Lydia Welti-Escher ins Bewusstsein der Öffentlichkeit eingegangen. Die bis heute nicht restlos aufgeklärten Ereignisse, welche Gegenstand zahlreicher Bücher und Artikel waren und sind, überstrahlen noch immer die Stauffer-Bern gebührende Beachtung als bedeutender Künstler und hervorragender Bildnismaler des 19. Jahrhunderts. (kmb/mc/th)