Yves Netzhammers (geb. 1970 in Schaffhausen, Schweiz) raumfüllende Installation ist von aussen ein bilderloser Keil, innen eröffnet sich eine pulsierende Bilderwelt. Die beiden Wände sind verspiegelt, der Betrachter wähnt sich in einem Spiegelkabinett. In der Ecke des Keils steht eine hölzerne Baumsilhouette, auf dem Boden liegen Blätter. Ebenfalls im Innern sind drei Videoprojektionen mit Bildern der Gewalt aber auch der Annäherung von Menschen, Tieren und Pflanzen zu sehen. Zu hören ist eine komplexe Tonspur, die Bern Schurer eigens für die Installation komponiert hat. Durch die seitliche Verspiegelung werden die Filmprojektionen aber auch der Betrachter selbst im Raum vervielfacht. Das eigene Spiegelbild tritt in Interaktion mit den projizierten Bildern. Es entsteht der Eindruck eines mehrdimensionalen Universums.
Tatsächliche Welt und Gegenwelt
Wie in vielen Werken von Yves Netzhammer geht es auch in dieser Installation um Berührungen und Beziehungen zwischen Mensch, Tier, Ding und Welt und um Kritik an der Zivilisation. Thematisiert werden auch Anpassungen und Verwandlungen von einem Wesen in ein anderes. Diese Wandlungsfähigkeit stellt die Stabilität der Identität in Frage, verweist aber auch auf das grundsätzlich Ähnliche aller Lebewesen. Die Installation von Netzhammer ist einerseits eine Gegenwelt zur tatsächlichen Welt und doch andererseits auch eine Spiegelung davon. Die filmische Bildwelt tritt in einen Dialog mit der Welt des Betrachters, der selbst Teil des Werkes wird.
Projekt A und Projekt B
Yves Netzhammers Installation wurde ein erstes Mal in der Karlskirche in Kassel als Teil des offiziellen Begleitprogramms der Documenta 12 (2007) gezeigt. Es war das Gegenstück zur gleichzeitig im Schweizer Pavillon an der Biennale von Venedig präsentierten Die Subjektivierung der Wiederholung, Projekt A. Projekt A war eine ebenso monumentale Installation, bei der eine schräg eingezogene Ebene von der Aussenfassade in das Innere führte. Die Fassadenverkleidung zeigte Zeichnungen in Schablonentechnik, im Inneren des Pavillons war ein Videofilm von 42:24 Min. Dauer zu sehen. Während das Projekt A hauptsächlich als nach aussen gestülpte Intervention sichtbar wurde, ist sie im Projekt B nach innen verlegt. Das Geschehen zieht sich in einen Innenraum zurück, von wo aus die Umgebung über die Spiegelung an den Seitenwänden regelrecht implodiert.
Die Installation ist bis auf Weiteres im Kunstmuseum Bern zu sehen. (mc/th)
Ankauf der Installation: Stiftung GegenwART, Hansjörg Wyss