Das Autobiographische als Lebenserzählung oder tagebuchähnliche Struktur nimmt in der modernen Kunst eine zentrale Stellung ein – als Identitätsfindung oder als Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit. Pablo Picasso (1881-1973) malte und zeichnete stets gegen die Zeit an, erst recht in zunehmendem Alter, als er zwischen dem 16. März und dem 5. Oktober 1968 in einem wahren Schaffensrausch «von Tag zu Tag» mehr als 160 Radierungen schuf.
Pablo Picasso (1881-1973), 25.7.1968 I, 1968, Radierung , Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett
Das Spektrum der gezeigten Werke Picassos reicht von 1905 bis 1971 und umfasst somit – mit unterschiedlichen Schwerpunkten – sämtliche Perioden des Künstlers vom Frühkubismus über den Surrealismus bis hin zum Spätwerk. Sämtliche Exponate stammen aus der ehemaligen Sammlung von Georges Bloch. Der Schweizer Sammler schenkte 1972 und dann nochmals 1979 und 1981 insgesamt knapp über 500 druckgrafische Blätter Pablo Picassos der Gottfried Keller-Stiftung. Seither ist dieser exzellente Bestand auf mehrere Schweizer Kunstmuseen (Basel, Bern, Chur, Genf, St. Gallen, Zürich und Vevey) verteilt und wird nun in einer sorgsamen Auswahl im Bündner Kunstmuseum zusammengeführt.
Neue Positionen und alte Mittel
Um die Werke des «Jahrhundertgenies» gleichsam zu aktualisieren werden die Werke Picassos mit jüngeren, zeitgenössischen Positionen konfrontiert: Mit einer grossen, streng konzeptuellen, spröden Arbeit von Hanne Darboven (*1941) sowie mit ausgewählten Werken von Not Vital (*1948), der wie Picasso gerne Tiergestalt angenommen und mit der Tiermotivik eine ähnliche, symbolische Sinnbildlichkeit heraufbeschwört wie der Spanier. (kmc/mc/th)