Eine Ausstellung über das Wesen des Sees sowie auch über das Wesen von Bildern.
Peter Regli, Reality Hacking #200, 2003 Landschaftsintervention im Urner Reussdelta.
Trotz dem regionalen Fokus ist die Ausstellung der Versuchung widerstanden, eine Nabelschau zu inszenieren. Zwar bestätigen die Bildzeugnisse weitgehend die grundsätzlich affirmative Einstellung der Seeanwohner ihrem Gewässer gegenüber, sie sprechen aber von einer vielfältigen Auseinandersetzung mit diesem See und von einer grossen Fülle visueller Ausdrucksformen. Das Kuratorenteam, bestehend aus Peter Fischer und Christoph Lichtin, hat sich angesichts der Unzahl von Bildern, die es vom Vierwaldstättersee gibt, für die Präsentation exemplarischer Positionen und Bildtypen entschieden. Bei verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern haben sie die Schaffung neuer Werke speziell für die Ausstellung angeregt oder in Auftrag gegeben. Bei der Auswahl wurde insbesondere im zeitgenössischen Bereich darauf geachtet, dass Positionen vertreten sind, die aus einer gewissen Distanz und Selbstreflexion heraus arbeiten.
Fosco & Donatello Dubini: Ludwig 1881, 1993
Jenseits einer linearen Chronologie finden sich nun Kunstwerke und Bilddokumente von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart zusammen, darunter ein Kabinett mit dem «Luzerner Skizzenbuch» sowie bislang unveröffentlichten Aquarellen von William Turner, die er auf seinen Reisen nach Luzern angefertigt hat (Leihgabe der Tate, London), ein Saal mit den monumentalen, heroischen Tableaux vom Urnersee des berühmten
Augenschmaus des Feinsten
Genfer Landschaftsmalers Alexandre Calame und ausgesuchte Gemälde von Lovis Corinth bis Gerhard Richter. Daneben gibt es eine Vielfalt künstlerischer, fotografischer und filmischer Zeugnisse des Lebens über und unter dem Wasserspiegel sowie besonderer Ereignisse rund um diesen See, beispielsweise der Leidenschaft des Bayernkönigs Ludwig II für die Tell-Saga, bildlich wunderbar umgesetzt in einem Spielfilm von Donatello und Fosco Dubini. Oder Kurt Felix? «Nessie»-Inszenierung im Urnersee mit der versteckten Kamera für eine Teleboy-Sendung von 1976. Von Fotografen, beispielsweise dem von Harald Szeemann «entdeckten» Nidwaldner Polizeifotografen Arnold Odermatt, sind dokumentarische und auch historisch interessante Bilder des Lebens rund um den Vierwaldstättersee zu sehen.
Alexandre Calame, Am Urnersee, 1849, Öl auf Leinwand, 194 x 260.5 cm
Verschiedene zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler haben Werke speziell für die Ausstellung geschaffen, etwa der bekannte Musiker Cyrill Schläpfer («Ur-Musig») mit einer aussergewöhnlichen akustischen Ausbeute vom Vierwaldstättersee, welcher er in seiner in Entstehung begriffenen Symphonie «Die Waldstätte» Form verleiht, Margaretha Dubach (Musée bizarre) mit einer performativen Skulptur oder Peter Regli mit einer Live-Cam-Schaltung zu seiner ringförmigen Inselaufschüttung im Reussdelta des Urnersees.
Von Wissenschaft bis Poesie
Elke Krystufek hat für die Ausstellung ein grosses Selbstbildnis vor der Postkartenkulisse von Luzern gemalt und Cécile Wick eine neue Serie von grossformatigen Fotografien fertig gestellt. Das nationale Forschungszentrum für Wasser und Gewässer (eawag) und das Institut für Geodäsie und Photogrammetrie der ETH Zürich liefern spannende wissenschaftliche Bilder vom Vierwaldstättersee, die sich neuester Technologien bedienen.
Durch die schönste Welt
Die Ausstellung «Bilder vom Vierwaldstättersee» verspricht Augenschmaus und Seelenfutter. Sie bietet eine überraschende Entdeckungstour durch «le plus beau pays du monde» (wie Calame diese Gegend nannte), einen Streifzug durch die Geschichte und zugleich ein Eintauchen in die Welt der Bilder. (kml/mc/th)