100 ausgewählte Werke von deutschen Künstlern aus der Sammlung Berg werden unter dem Hödicke-Bildtitelzitat «Feuerwerk über dem Alexanderplatz» im Kunstmuseum Luzern ausgestellt. Darunter befinden sich hauptsächlich Gemälde, aber auch einige Arbeiten auf Papier und ein paar wenige Skulpturen. Das Hauptinteresse gilt der Wiederauferstehung einer figurativen expressionistischen Malerei ab 1968. Daneben gibt es kleinere Werkgruppen von künstlerischen Vorläufern aus der klassischen Moderne und des Informels.
Die Leidenschaft des Sammlers als Qualitätsmerkmal
Die in den vergangenen dreissig Jahren von Hans und Christine Berg zusammengetragene und auch heute noch weiter gepflegte Sammlung lebt von einer undogmatischen Werkauswahl, die durchwegs Qualitätssinn aufweist. Ihre Wurzeln haben die Bergs im Ruhrgebiet, wo sich ein grosser Teil ihrer Lebensgeschichte abgespielt hat. Heute liegt ihr Lebensmittelpunkt im saisonalen Wechsel in Luzern und in Umbrien.
Johannes Brus, Selbstporträt mit Anubis, 1985/1992. Bronze, 1/6, 93 x 66 x 47 & 77 x 45 x 33 cm Sammlung Berg / Collection Berg © Johannes Brus
Blick auf die Zeitgeschichte
Neben einer kleinen, aber feinen Kollektion von Klassikern von Emil Nolde bis Fritz Winter galt und gilt die Leidenschaft des Sammlerpaars Künstlern der eigenen Generation und somit einem künstlerischen Ausdruck, der sowohl thematisch wie formal in der eigenen Zeitgeschichte wurzelt. Die letzten vierzig Jahre waren in Deutschland sicher überaus bewegte. Ebenso intensiv manifestierte sich die entsprechende Kunstszene, sodass der Titel «Feuerwerk über dem Alexanderplatz» dafür in jeder Hinsicht eine treffende Metapher darstellt.
Sind einzelne zur Sammlung gehörende Gemälde beispielsweise von Graubner, Hödicke, Koberling, Lüpertz oder Middendorf inzwischen zu prominenten Schlüsselwerken der neuen deutschen Malerei avanciert und zu einem Teil des allgemeinen visuellen Gedächtnisses geworden, gibt es mit den OEuvres von Künstlern wie Chevalier, Finkeldei, Wendisch u.a. eine Weiterentwicklung der figurativen Malerei in Deutschland zu würdigen.
Entlang einer Anzahl wenn nicht gar ikonenhafter, so doch äusserst prägnanter Gemälde wird das Kunstmuseum Luzern in einer konzisen Zusammenstellung eine Ausstellung einrichten, die zugleich zu Wiederbegegnungen wie Entdeckungen einlädt. Damit wird das Schweizer Publikum die Gelegenheit erhalten, ein hoch interessantes, hierzulande vielleicht zu wenig bekanntes Kapitel der jüngeren deutschen Kunstgeschichte näher kennen zu lernen. (kml/mc/th)
Beteiligte Künstler: Johannes Brus (*1942), Peter Chevalier (*1953), Bernd Finkeldei (*1947), Lothar Fischer (*1933), Gotthard Graubner (*1930), Erich Heckel (1883-1970), K.H. Hödicke (*1938), Alexej Jawlensky (1864-1941), Max Kaus (1891-1977), Ida Kerkovius (1879-1970), Paco Knöller (*1950), Bernd Koberling (*1938), Wilhelm Lehmbruck (1880-1919), Markus Lüpertz (*1941), August Macke (1887-1914), Helmut Middendorf (*1953), Gabriele Münter (1877-1962), Emil Nolde (1867-1956), Bernard Schultze (1915-2005), Emil Schumacher (1912-1999), Norbert Tadeusz (*1940), Hans Thuar (1887-1945), Trak Wendisch (*1958), Fritz Winter (1905-1976), Erwin Wortelkamp (*1938), Bernd Zimmer (*1948)