Boris Rebetez (*1970 in Lajoux/JU, lebt in Basel) ist vor allem mit seinen Fotocollagen, Zeichnungen und Skulpturen bekannt geworden. Nach Ausstellungen in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich (2002), dem Museum für Gegenwartskunst in Basel (Manor-Kunstpreis, 2006) und der Abbatiale de Bellelay (2008) zeigt das Kunstmuseum Solothurn die bisher umfassendste Einzelausstellung des Künstlers.
Environment and the establishment of a way of life III, 2009. Bleistift, farbige und schwarze Tusche auf Papier, 55,8 x 76 cm.
Orte, wo Gegensätze sich vereinen
In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt sich Boris Rebetez mit dem Raum. Meist sind es periphere Situationen, die ihn interessieren: Orte, an denen Stadt und Landschaft, Architektur und Natur aufeinander treffen und sich zu einem vielschichtigen Ganzen verdichten. Seine Aufmerksamkeit richtet sich auch auf halböffentliche Räume wie Innenhöfe oder Treppenhäuser, die zwischen innen und aussen changieren und verschiedene Funktionen in sich vereinen. Er untersucht ihre räumliche und architektonische Qualität, fragt jedoch immer auch nach unserer subjektiven Wahrnehmung und Erfahrung, nach dem erlebten und verinnerlichten Raum. Mittels Zeichnungen, Collagen und Skulpturen untersucht er unsere Umgebung, legt Schichtungen frei und sucht nach Bildern, die die Komplexität der heutigen Gegenwart reflektieren.
Environment and the establishment of a way of life II, 2009. Bleistift, farbige und schwarze Tusche auf Papier, 55,8 x 76 cm.
Seine Untersuchungen beziehen seit einiger Zeit auch den Ausstellungsraum mit ein. Für seine Einzelpräsentation im Kunstmuseum Solothurn realisiert er neue installative Arbeiten, die von der Atmosphäre der Räume ausgehen und subtil in diese eingreifen. Aus einfachen Materialien wie Sperrholz oder Plexiglas baut er fragile Strukturen, so dass der Ausstellungsraum auf den ersten Blick vertraut erscheint, sich mit zunehmender Wahrnehmung jedoch verwandelt und als neuer, fiktiver Ort in Erscheinung tritt. Die skulpturalen Interventionen verbinden sich in ihrer Materialität, ihrer Grösse und Platzierung mit dem Realraum und wirken minimalistisch und zurückhaltend. Sie interagieren mit dem Ausstellungsraum und verstärken, was bereits vorhanden war, jedoch ohne den künstlerischen Eingriff nicht sichtbar geworden wäre. Boris Rebetez interessiert sich dabei nicht nur für die Geschichte und die historische Gewachsenheit des Kunstmuseums Solothurn, die als Spuren in den Räumen lesbar sind. Er transferiert damit auch ein Stück Alltagswelt in den Kunstkontext, befragt eine spezifische räumliche Situation und thematisiert damit zugleich innere Bilder, die mit solchen Orten verbunden sind.
Ohne Titel, 2004. Aquarell, Tusche verdünnt, Bleistift auf Papier, 20,9 x 29,5 cm.
Ausgehend von diesen neuesten Arbeiten vereint die Ausstellung Fotocollagen und Arbeiten auf Papier, in denen der Künstler seine Untersuchungen zum Raum fortführt. Boris Rebetez interessiert sich dabei nicht nur für die Gegenwart. Seine zum Teil grossformatigen Pinsel-Zeichnungen öffnen Räume, zeigen Landschaften und Stadtansichten, die wie utopische Visionen anmuten und in eine unbestimmte Zukunft ausgreifen. Der Künstler bedient sich dabei unterschiedlichster Techniken und lässt sich immer wieder auch vom Material leiten: Der flüssige und direkte Farbauftrag führt zuweilen zu unkontrollierbaren Fleckbildungen, die in ihrer zufälligen Form überraschende Entdeckungen ermöglichen. Die Zeichnungen werden zusammen mit Bronzeskulpturen gezeigt, in denen der Künstler Berge und Landschaftsfragmente aus Gemälden der Frührenaissance ins Dreidimensionale überträgt und dadurch seine Befragung von Raummodellen nicht nur in die Zukunft, sondern auch in die Vergangenheit ausweitet. (mc/th)