Kunstmuseum St. Gallen: Me Myself I

«Me Myself I» lautet der Titel eines populären Hits der amerikanischen Songwriterin Joan Armatrading. Diesen hat die südafrikanische Künstlerin Candice Breitz (*1972) in eine eindrückliche Videoinstallation übersetzt: Allein im Zugsabteil sitzend, richtet die Künstlerin die Kamera auf das die eigene Person spiegelnde Fenster, blickt in die dunkle Nacht hinaus und filmt dabei die vorbeiziehenden, spärlich beleuchteten Orte, während sie den Popsong leise vor sich hin summt. Zeitlich verschoben, wird die lineare Bildspur auf drei Monitoren wiedergegeben, wodurch die nächtliche Reise im permanenten Loop scheinbar endlos erscheint und die Summstimmen sich kakophonisch überlagern. Als wolle sie sich singend des eigenen Daseins vergewissern, hat Candice Breitz mit «Me Myself I», 2001, eine Video-arbeit geschaffen, in der sie die Topoi des Road Movies raffiniert mit einer eindringlichen, beinahe privaten Innensicht verbindet.

Changierende Perspektiven
Das permanente Oszillieren zwischen Aussen- und Innensicht ist eine der Charakteristiken zahlreicher zeitgenössischer Foto- und Videoarbeiten. Seit Jahren wurden die so genann-ten Neuen Medien im Kunstmuseum St.Gallen in Ausstellungen gezeigt und trotz beschei-dener Ankaufsmittel auch kontinuierlich gesammelt ? angefangen mit dem Videopionier Nam June Paik (*1932), dessen raumgreifende Multichannel-Installation «Beuys Voice / A Hole in the Hat» aus der Sammlung Heinrich E. Schmid zu den bedeutendsten Werken der Videokunst zählt, bis hin zu aktuellen künstlerischen Positionen wie Pipilotti Rist, Hubbard & Birchler oder der genannten Candice Breitz, von der zwei wichtige Arbeiten erst kürzlich dank einer Schenkung der Firma Senn BPM AG ins Museum gelangten. Die Ausstellung «Me Myself I» sichtet erstmals diesen Bestand unter thematischen Gesichtspunkten und macht ihn in einer grösseren Gesamtschau der Öffentlichkeit zugänglich.

Unterschiedliche Konstruktionen von Raum
«Me Myself I»: Anhand bedeutender Werke von Candice Breitz, Sylvie Fleury, Andrea Geyer, Alexander Hahn, Hubbard & Birchler, Bjørn Melhus, Shahryar Nashat, Sladjan Nedeljkovic, Marco Poloni, David Reed, Pipilotti Rist, Aleksandra Signer, Roman Signer oder Beat Streuli werden unterschiedliche Konstruktionen von Raum, von Erzählungen
und Identitäten thematisiert: menschliche Existenz als soziales bzw. kulturelles Konstrukt zwischen Rollenverhalten und Gesellschaftsspiel. (ksg/mc/th)










Leben mit Kunst
Die Wiedergabe der Wirklichkeit ist eine der grundlegenden Funktionen bildender Kunst. Sie wird bei Caro Niederer (*1963) zum Ausgangspunkt eines sich weit verästelnden künstlerischen Systems, in dem die Produktion von Bildern genauso thematisiert wird wie deren spätere Präsentation, sei es im privaten Raum oder im Museum. Entstanden sind neben Gemälden in einer Art Sepia-Malerei grossformatige Fotoarbeiten, die Interieurs mit eigenen Bildern wiedergeben. Stets geht es der Künstlerin dabei um die Aneignung von Bildern und damit letztlich um eine spielerische Reflexion von bildender Kunst und deren Wirkmechanismen. Die Ausstellung der Manor-Kunstpreisträgerin wird anschliessend in der Ikon Gallery in Birmingham und im Museum Haus Lange in Krefeld zu sehen sein.

«Don?t want to be a bad guy | Don?t want to make a soul cry | It?s not that I love myself| I just don?t want company | Except me myself I»  Aus: Joan Armatrading, Me Myself I, 1980

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