Kunstmuseum St.Gallen: Siobhán Hapaska
St.Gallen – Siobhán Hapaska nutzt eine Vielfalt an Materialien, darunter Aluminium, Fiberglas und Betongewebe, das ursprünglich zur Errichtung von Notunterkünften entwickelt wurde. Für ihre seit dem 8. Februar in der Kunstzone der Lokremise zu sehende Ausstellung drapierte sie unter anderem drei dreimeterhohe Olivenbäume auf rätselhafte Art und Weise – ein Spektakel für Auge, Nase und Gehör.
Im Eingang der Kunstzone ertönt bereits das Rascheln der Blätter. Beim Hineinschreiten in die Ausstellung steigt allmählich ein hölzerner Geruch in die Nase und es wird einem langsam ersichtlich, was der Auslöser für die omnipräsenten Klänge und Gerüche ist. In der Mitte des Raums schweben drei grosse Olivenbäume in der Luft. Baumkrone und Wurzelballen sind auf ungewöhnliche Weise in der Horizontale vorzufinden – mit Spanngurten festgezurrt und durch einen Motor in Bewegung gebracht. Die drei dreimeterhohen Olivenbäume werden bis zum Ende der Ausstellung am 21. Juni in der Lokremise durchgeschüttelt: bis sie verdorrt sind und Blätter sowie Früchte den Boden der Kunstzone säumen.
Phänomen: «Shaking-Off»
Mit ihrer Installation weist die Künstlerin auf schwierige politische Verhältnisse hin, biblisch-historische wie auch zeitgenössische, an denen Menschen von Entwurzelung und Erschütterung betroffen sind. Sie fasst dieses Phänomen als «Shaking-Off» zusammen.
Hapaska reflektiert in ihrem Schaffen all die globalen Herausforderungen der Gegenwart und sieht die damit einhergehenden, sich oft gewalttätig gegenüberstehenden Kräfte. In ihrem Werk sucht sie daher nach einer Position des Ausgleichs und des Gleichgewichts. Ihre Arbeiten offenbaren ein nüchternes Erkunden von Emotionen und sind stets mit einem Sinn für Humor gepaart und dabei doch frei von Zynismus oder Pessimismus. Sowohl das speziell für die Kunstzone neu geschaffene installative Werk, als auch die anderen Plastiken in der Ausstellung sind rätselhaft in ihrer Formgebung und lassen mehrere Lesarten zu: die den Materialien innewohnenden stofflichen Eigenschaften stehen sinnbildlichen Bedeutungen für Umwelt/Ökologie und Wirtschaft, Kultur und Religion gegenüber. (Kunstmuseum St.Gallen/mc(kbo)