Mario Merz, 1925 als Sohn von schweizerisch-italienischen Eltern in Mailand geboren und im November 2003 in seinem Geburtshaus in Mailand gestorben, zählt zu den bedeutenden europäischen Künstlern der letzten Jahrzehnte. Obwohl seine Werke in den grossen Museumssammlungen anzutreffen sind, sind seine Zeichnungen weitaus weniger verbreitet. Zwar stellte Mario Merz verschiedentlich Zeichnungen aus, doch ging er damit sehr zurückhaltend um und behielt sie grösstenteils sorgfältig für sich.
Mit dem Bleistift zeichnend denken
Die Zeichnung ist für Mario Merz der Ausgangspunkt für sein Werk: nach dem Krieg begann der angehende Künstler mit dem Zeichnen in der Natur, Zeichnungen begleiteten seine Malerei bis in die sechziger Jahre, und in Zeichnungen formulierte er sein plastisches Denken. Merz fand darin das geeignete Ausdrucksmittel, da er das Definitive ablehnte und das Kunstwerk als offenen Entwurf betrachtete. Die Zeichnung war für ihn ein präzises Instrument, verwandt dem Schreiben, um Denk- und Arbeitsprozesse zu formulieren. Zugleich bot das Zeichnen die Möglichkeit zur Expansion, und so erfand Merz immer neue Bilder, die er spielerisch variierte. Die Vielfalt und der gestalterische Reichtum der Zeichnungen ebenso wie ihre Präsenz in seinem gesamten Werk erweisen ihn als herausragenden Zeichenkünstler.
Mario Merz, Ohne Titel 1982.
Die Zeit in Winterthur
Die Sommermonate des Jahres 2003 verbrachte Mario Merz in Winterthur, wo er einen Raum mit seinen Werken aus der Museumssammlung einrichtete. Darunter waren auch sechs Arbeiten auf Papier, die zum Ausgangspunkt für die Ausstellung werden. Damals wurde das Projekt einer Retrospektive der Zeichnungen besprochen, und Merz gab dem Museum die Erlaubnis dazu. Sein Tod unterbrach das Gespräch über das Projekt, und so wurde es in Winterthur mit Unterstützung der Fondazione Merz in Turin weiterentwickelt.
Rückschau auf ein abgeschlossenens Leben
Erstmals wird nach dem Tod des Künstlers ein besonderer Bereich seines Schaffens aufgearbeitet und gezeigt. Dies ist der Auftakt zu weiteren Projekten in anderen Museen, um das noch unermessliche Oeuvre, das Merz hinterlassen hat, besser kennen- und verstehen zu lernen. Zweite Station der Ausstellung ist die Fondazione Merz in Turin. (kmw/mc/th)