Die Auseinandersetzung mit der neueren Malerei, die das Kunstmuseum Winterthur in den letzten Jahren pflegte, führt nach Thomas Scheibitz und Helmut Dorner zu der Schweizer Malerin Pia Fries. 1955 in Beromünster geboren, liess sich Pia Fries 1986 in Düsseldorf nieder, um an der Kunstakademie in der Klasse von Gerhard Richter zu studieren. |
In der anregenden Atmosphäre der rheinischen Kunstmetropole lebt sie seither. 1991 erhielt Pia Fries den Manor-Kunstpreis des Kantons Luzern, 1997 reiste eine erste Uebersichtsausstellung über drei deutsche Stationen in das Aargauer Kunsthaus. Im vergangenen Jahrzehnt wurden Pia Fries› Gemälde regelmässig in Galerien in der Schweiz, in England, Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal und in den USA gezeigt. Eine Retrospektive dieser international anerkannten Malerin war deshalb fällig.
Nicht allein Komposition und Farbigkeit bestimmen die Erscheinung von Pia Fries› Bildern, sondern die Präsenz der Farbe als gestaltetes Material. Deshalb wird nicht auf der Staffelei gemalt, die grossformatigen Bildflächen liegen vielmehr auf dem Boden, und anstatt mit dem Pinsel wird die Farbe mittels verschiedener, selbstgebauter Instrumente darauf aufgebracht. Reliefartig erheben sich die Markierungen auf dem weissen Malgrund, manchmal isoliert, dann wieder verbunden durch Farbbahnen und -stränge. In den letzten Jahren kamen als weiteres Element Siebdruckreproduktionen dazu, die in Trompe-l’oeil-Manier eingreifen, indem sie mit den gemalten Partien in Wettstreit treten.
In den sogenannten Palimpsesten wurden Abbildungen eigener Bilder zum Ausgangspunkt für neue Arbeiten. Der eigenwillige Weg, den Pia Fries früh eingeschlagen hat, nahm vieles von dem vorweg, was heute in der Malerei aufgegriffen wird.
Die Ausstellung umfasst über vierzig Gemälde, ferner die dreissigteilige Bildfolge Parsen und Module von 1999 und eine kleine Auswahl von Arbeiten auf Papier. (kmw/mc/th)