Kunstmusuem Bern: Peter Radelfinger – Alle haben einen blauen Finger

In der Serie Endlich komm ich in den Zwitscherraum (seit 2000, ca. 500 Pinselzeichnungen), welche verschiedene Vögel und deren Käfige in unterschiedlichen Variationen und Metamorphosen zeigt, werden die ambivalenten Themen wie Geborgensein und Gefangenschaft, Freiheit und Überwachung, Kommunikation und Vernetzung auf hintersinnige und humorvolle Art untersucht.


Die Serie Joke (seit 2003, ca. 1?200 Blätter) thematisiert in schnell hingeworfenen Kugelschreiberzeichnungen neben politischen Fragen der Kommunikation und Überwachung auch die Kommunikation «im Kleinen», die Begegnung zwischen Mann und Frau. Durch die minimale Animation einzelner Blätter in der auf Joke basierenden, digitalen Arbeit Jokeanima (seit 2005) wird das Medium der Zeichnung auf subtile Weise aktualisiert.


Die Werkgruppe Kissen (seit 2001, ca. 400 Bleistiftzeichnungen) beschäftigt sich mit einem Grundthema des Zeichnens, der Falte, und kreist um das fundamentale zeichnerische Problem: «Wie formt die Linie einen Gegenstand?» Gleichzeitig eröffnen sich zahlreiche Bezüge zu historischen Bildern von Dürer bis zu Menzel.


Peter Radelfinger gelingt es, mit einfachsten Mitteln anspielungsreiche Zeichnungen zu schaffen, welche brisante individuelle und politische Themen unserer Gesellschaft auf witzige und hintergründige Art miteinander verweben. Die Bedingungen der Wahrnehmung wie auch die Reflexion des Wesens der Zeichnung sind als grundsätzliche Fragestellungen in allen Arbeiten präsent. Durch den präzisen Einsatz neuerer digitaler Technologien wie auch traditioneller Mittel trägt Radelfinger zur Aktualisierung des Mediums der Zeichnung bei und leistet damit einen interessanten Beitrag zur zeitgenössischen Kunstproduktion. (kmb/mc/th)


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