Kuoni/Poscom: Erste Tranche von Schuldenrückzahlung aufgeschoben

Möglich wird die Stundung durch eine Gläubigerversammlung im April. Die Gläubiger würden in einem Brief über die Versammlung am 21. April orientiert, sagte der mit der Sanierung des Ferienvereins betraute Zürcher Anwalt Felix Rutschmann am Dienstag auf Anfrage und bestätigte damit entsprechende Meldungen der Tageszeitungen «Der Bund» und der «Mittelland-Zeitung».


Postcom strebt weitere Stundung an
Eine Einberufung der Gläubiger habe von Gesetzes wegen die Stundung fälliger Darlehen zur Folge. Beantragen wolle der Berner Ferienverein eine weitere Stundung der Anleihen «um bis zu fünf Jahre» sowie die rückwirkende Reduktion der Zinsen oder gar einen Verzicht auf diese, sagte Rutschmann.


110 Mio. Franken Schulden
Schliesslich sollen die Gläubiger nach dem Willen des Sanierers einer Umwandlung eines Teils ihrer Darlehen in Aktien zustimmen. Gemäss Rutschmann sollen «mindestens die Hälfte der Anleihen» – also rund 50 Mio CHF – in Aktienkapital umgewandelt werden. Das gesamte geschuldete Kapital bezifferte Rutschmann auf rund 110 Mio CHF; darin enthalten seien aber auch Zinsen, die nicht ausgezahlt worden seien.


Stolperstein Ferienresort
Der Berner Ferienverein Poscom war besonders wegen des Baus der Ferienresorts «Las Playitas» auf Fuerteventura in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Poscom ist zu 65 Prozent an der Anlage beteiligt; die restlichen 35 Prozent hält der grösste Schweizer Reisekonzern Kuoni. Durch die finanziellen Schwierigkeiten sind auf Fuerteventura der Bau eines Fünf-Stern-Hotels, diverser Villen und eines Golfplatzes in Frage gestellt; die Appartementanlage und ein Vier-Stern-Hotel stehen bereits.


Kuoni überrascht
Kuoni prüft Optionen Kuoni sei erst am 30. Januar «überraschend» über die Überschuldung des Ferienvereins orientiert worden, sagte Kuoni-Sprecherin Andrea Hemmi auf Anfrage. Noch zwei Wochen zuvor habe der Ferienverein zugesichert, dass er seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen werde. Zum weiteren Vorgehen prüfe Kuoni nun verschiedene Optionen, von einem Konkurs über eine Verwertung der bereits bestehenden Gebäude von «Las Playitas» bis hin zu einer – allenfalls redimensionierten – Fertigstellung der Anlage. «Wenig wahrscheinlich» ist laut Hemmi einzig die Option, dass Kuoni das Resort vollständig übernimmt und alleine fertig stellt.


Interesse von dritter Seite
Laut Poscom-Sanierer Rutschmann hat ein Dritter Interesse an einem Kauf der Anlage bekundet. Auch diese Möglichkeit behält Kuoni im Auge, wie Hemmi sagte. Die juristischen Abklärungen und die Verhandlungen mir den spanischen Banken liefen auf Hochtouren. Im Projekt «Las Playitas» hat sich nicht nur der Ferienverein finanziell vertan, sondern auch Kuoni: Mitte Februar musste der Reisekonzern wegen des Resorts einen Verlust von bis zu 50 Mio CHF für das Geschäftsjahr 2005 ankündigen. Im Detail wird Kuoni an der Bilanzmedienkonferenz am 16. März über die Auswirkungen auf die Jahresrechnung informieren. (awp/mc/pg)

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