Der bisherige UBS-Chefjurist Kurer wird nun vom Verwaltungsrat zu seinem Präsidenten gekürt werden. Trotz der heftigen Kritik an der Person Kurers in den letzten Wochen entfielen auf seine Person 585,5 Mio Aktienstimmen, gegen ihn votierten nur 44,9 Mio Stimmen. Kurer löst den abtretenden Marcel Ospel ab.
Marathonveranstaltung über 7 Stunden
Mit einer Dauer von sieben Stunden war auch die ordentliche Generalversammlung (GV) eine Marathonveranstaltung. Wie schon an der ausserordentlichen GV im Februar machten viele Aktionäre in teils sehr emotionalen Voten ihrer Enttäuschung über die Milliardenverluste im US-Hypothekenmarkt Luft. So ortete etwa Thomas Minder, Initiant der «Abzocker»-Initiative, beim UBS-Management «horrende Fehleinschätzungen, gekoppelt mit hohen Löhnen». «Ich wollte, ich hätte Sie in meinem Leben nie getroffen, Herr Ospel», fasste ein Aktionär seine Gemütslage zusammen.
Ospel gut gerüstet…
Ein weiterer Aktionär zeigte sich vom Bonusverzicht Ospels dagegen scheinbar gerührt und brachte dem abtretenden Präsidenten als Trost einen Kranz mit Cervelats mit. Ospel zeigte sich allerdings gut vorbereitet und zog unter seinem Pult eine Tube Senf hervor.
Kurer kritisiert
Auch der neue Verwaltungsratspräsident Kurer, dessen Wahl zum Teil mit Buhrufen quittiert wurde, musste heftige Kritik über sich ergehen lassen, etwa wegen seinem Hintergrund als Jurist. Es bräuchte jetzt einen Banker mit Führungserfahrung, hiess es. «Schuster, bleib bei deinem Leisten», riet ihm ein Aktionär. Als Übergangspräsident will Kurer aber nicht gelten, wie er auch im Anschluss an die GV vor den Medien klar machte. «Die Bank braucht einen aktiven und handelnden Präsidenten.» Nicht in Erscheinung trat dagegen die Investmentgesellschaft Olivant von Luqman Arnold, die im Vorfeld gegen Kurer opponiert hatte.
Auch David Sidwell neu im VR
Ausser Kurer wurde der britische Bankfachmann David Sidwell neu in den Verwaltungsrat gewählt. Zudem bestätigten die Aktionäre auch Peter Voser und Lawrence Weinbach. Die Amtszeit der Verwaltungsräte wurde zudem von drei Jahren auf ein Jahr verkürzt.
Ospel: Das Schlimmste ist überstanden
Der scheidende UBS-Präsident Ospel, der von den Aktionären doch mit freundlichem Applaus bedacht wurde, gab sich in seiner Rede überzeugt, dass die Bank das Schlimmste überstanden habe. Selbstmitleid liess Ospel nicht aufkommen: «Wer den kalten Wind nicht aushält, hat auf dem Gipfel nichts zu suchen.»
Kapitalerhöhung gebilligt
Praktisch widerstandslos über die Bühne ging zudem die vom Verwaltungsrat beantragte erneute Verstärkung der Kapitaldecke der im Zuge der US-Subprime-Krise in Schieflage geratenen Bank: Mit 650,5 Mio zu 8,8 Mio Stimmen hiessen die Aktionäre eine Kapitalerhöhung um 15 Mrd CHF mit Bezugsrechtsemission gut. Es ist die zweite Kapitalaufstockung seit der ausserordentlichen Generalversammlung vom 27. Februar. Damals machten die Aktionäre den Weg frei für den Einstieg des Singapurer Staatsfonds GIC und eines Investors aus dem Nahen Osten, die 13 Mrd CHF in die UBS einschiessen sollten. (awp/mc/pg)