von Patrick Gunti
Hapimag hat 2006 eine Umsatzerhöhung um 4.2% von CHF 220.7 Mio. auf CHF 230.0 Mio. erreicht. Das operative Ergebnis konnte um CHF 6.4 Mio. gesteigert werden. Das konsolidierte Jahresergebnis 2006 beträgt CHF 2.2 Mio. Die Netto-Liquidität konnte, ohne Sondererträge, nochmals um CHF 17.0 Mio. verbessert werden.
Herr Scholl, nach turbulenten Jahren hat Hapimag 2006 den Turnaround des Vorjahres bestätigt. Von welchen Faktoren konnte das Unternehmen am meisten profitieren?
Wir können feststellen, dass unsere Strategie aufgegangen ist. Das interne Change-Programm bei Hapimag hat sowohl in finanzieller als auch in operativer Hinsicht gegriffen. Der Konsolidierungsprozess im Unternehmen konnte abgeschlossen werden. Zudem bieten die Hapimag-Erlebniswelten für die Kommunikation und die Resorts mit spezifischen Inszenierungskonzepten und entsprechenden Businessplänen eine solide Basis für eine wachstumsorientierte Zukunftsstrategie.
Wie viele Übernachtungen konnten in den 55 Resorts mit mehr als 5300 Appartements und Hotelzimmern verbucht werden und welcher Auslastung entspricht dies?
Im Jahr 2006 konnte Hapimag über 3 Millionen Übernachtungen verzeichnen. Das entspricht einer Belegung unserer Resorts von sehr guten 81 Prozent.
Der Verkauf von Wohnrechtsprodukten hat erneut um 10 % zugelegt, hingegen ist die Zahl der neuen Partner/Aktionäre nur leicht um ca. 600 auf 139’000 gestiegen. Welche Gründe machen Sie dafür verantwortlich und wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
Ein beachtlicher Teil unserer Partner ist aus Altersgründen ausgeschieden. Wir haben rund 5000 Aktien zurückgekauft. Durch Erbschaft oder Schenkung haben rund 3200 Aktien einen neuen Besitzer bzw. eine neue Besitzerin gefunden. Schliesslich sind rund 1700 Aktien von Partnern über private Kanäle verkauft worden. Insgesamt sind im letzten Jahr also rund 10’000 Hapimag Aktien «gedreht» worden. Die Herausforderung für unser Unternehmen ist eine zweifache: einerseits müssen wir den Generationenwechsel bei den Partnern vollziehen, und gleichzeitig gilt es, neue Partner sowohl in den relativ jungen als auch in den traditionellen Märkten zu gewinnen. Dazu bauen wir unser Resort-Portfolio weiter aus, so dass das Hapimag Angebot in Zukunft noch attraktiver wird.&
Viele potenzielle Aktionäre/Partner haben Angst davor, die Aktien später nicht mehr loszuwerden. In den letzten drei Jahren hat Hapimag über 10’000 Aktien für rund 48 Mio. Franken zurückgekauft. Geht dieses Rückkaufprogramm weiter?
Ja. Zudem werden wir im Verlauf dieses Jahres die «Ferienaktie21» lancieren, welche eine neue Lösung für die Rückkauf-Problematik bringen wird. Details will ich dazu im Moment aber noch nicht preisgeben.
«Die Herausforderung für unser Unternehmen ist eine zweifache: einerseits müssen wir den Generationenwechsel bei den Partnern vollziehen, und gleichzeitig gilt es, neue Partner sowohl in den relativ jungen als auch in den traditionellen Märkten zu gewinnen.» (Kurt Scholl, CEO Hapimag)
Die meisten Partner/Aktionäre von Hapimag sind über 50 Jahre alt, Sie haben Mühe, mit Ihren Angeboten die Jugend zu erreichen. Mit welcher Strategie wollen Sie den Generationenwechsel im Aktionariat erreichen?
Zentral für die Attraktivität von Hapimag bei der jüngeren Generation sind die Resorts. Hier wollen wird den Bedürfnissen der Partner künftig noch besser gerecht werden. Kleinere Bijou-Resorts, neue Städte-Resorts und weitere Strandresorts sind nach dem Geschmack jüngerer Hapimag Partner, weshalb wir solche Optionen verfolgen. Da sich jüngere Leute immer kurzfristiger für Ferien entscheiden, ist es notwendig, in unserem Buchungssystem diese Flexibilität zu ermöglichen. Wichtig scheint mir der Hinweis, dass wir unsere Zielgruppe nicht bei den ganz jungen Leuten sehen. Unser Angebot richtet sich in erster Linie an Familien und an Personen ab 40 bis 45 Jahren.
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Plant Hapimag, an den verschiedenen Destinationen zusätzliche Angebote anzubieten?
Wir werden die bestehenden Erlebniswelten (Discover, Relax, Active, Family) in den Resorts weiter entwickeln. Es gibt auch neue Resorts, die wir in absehbarer Zeit im Angebot haben werden. Noch in diesem Jahr bieten wir unsern Partnern ein Resort an der Ostküste Siziliens, in Cefalu und ab Herbst ein neues Resort im marokkanischen Marrakesch. In Hörnum kommt es in diesen Wochen zur Grundsteinlegung für ein zweites Hapimag auf der Insel Sylt. Zudem nehmen wir in Dresden, in unmittelbarer Nähe der Frauenkirche, den Bau eines neuen Stadt-Resorts in Angriff.&
Geht in diese Richtung auch das verstärkte Engagement im Bereich Golf, wo letztes Jahr die Hapimag Golfclub e.V. gegründet wurde?
Ja. Unsere Angebote für Golfer sind bereits sehr gut. Ich denke an die attraktive Mitgliedschaft im Golfclub, die Greenfee-Vergüngstigungen, die T-Time-Reservierungen, die Golfertreffs oder die Turniere. Künftig wollen wir unseren Partnern noch andere Sportarten, wie Segeln oder Reiten, in besonderer Weise anbieten.
Hapimag wird stark von deutschen Aktionären/Partnern geprägt. Wie setzt das Unternehmen die Herausforderung der Internationalisierung um?
Wir führen unsere bisher erfolgreichen Verkaufsanstrengungen im nicht-deutschsprachigen Raum weiter. In Italien oder der Türkei haben sich die Verkäufe in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt. Weitere Länder werden folgen. So planen wir noch dieses Jahr in Grossbritannien, Frankreich und ab 2008 in Ungarn die Verkaufsaktivitäten zu intensivieren. Bei all diesen Anstrengungen aber bleiben die deutschsprachigen Märkte wichtige Grundpfeiler für Hapimag. Hapimag, so könnte man die Entwicklung zusammenfassen, ist und bleibt eine schweizerische Aktiengesellschaft, die sich immer mehr als europäisches Unternehmen profiliert.
Welche Entwicklung erwarten Sie für das laufende Geschäftsjahr, wo setzen Sie die Schwerpunkte?
Wir sehen ein generell positive konjunkturelle Stimmung, insbesondere in Deutschland. Davon profitiert die Tourismusbranche insgesamt und damit auch Hapimag als grundsolides, finanziell kerngesundes Ferien-Unternehmen. Die Buchungssituation für die ersten sechs Monate und bis in den Herbst hinein sieht gut aus. Wir sehen keine Veranlassung im Jahr 2007 den eingeschlagenen, erfolgreichen Weg zu verlassen. Die Erlebniswelten auszubauen bleibt mir dabei ein besonderes Anliegen. Zudem wollen wir die IT-Voraussetzungen schaffen, damit unsere Partner künftig noch flexibler bei Hapimag buchen können. Generell möchte ich im laufenden Jahr die organisatorische Effizienz weiter verbessern und die Kommunikation ausbauen.
Herr Scholl, besten Dank für das Interview.
Zum Unternehmen:
Hapimag ist die Nummer 1 im europäischen Markt für Ferienwohnrechte. Das Unternehmen wurde 1963 als Schweizer Aktiengesellschaft mit Sitz in Baar/Kanton Zug gegründet und zählt heute über 138.000 Partner. Mit dem Kauf von Aktien können über 55 Ferienresorts und 5 Zumietungen mit mehr als 5.200 Appartements und Hotelzimmern gemäss einem Punktesystem mietfrei genutzt werden. Die Resorts befinden sich in 17 Ländern Europas und in den USA. Das Unternehmen beschäftigt weltweit über 1.300 Mitarbeiter und generiert jährlich einen Umsatz von rund 220 Mio. Franken.
Zur Person:
Kurt Scholl (lic.rer.pol/Jahrgang 1954) ist seit Februar 2003 Vorsitzender der Hapimag-Geschäftsleitung. Zuvor war Scholl u.a. als Stellvertretender Direktor Financial Advisory und Restructuring Services bei KPMG Fides in Zürich, als Vorsitzender der Geschäftsleitung der Pneuhage Unternehmensgruppe in Karlsruhe sowie als Geschäftsführer der DEKRA Umwelt GmbH in Stuttgart tätig.