Kurt Straub, Park Hyatt Zürich: «Die 76% Auslastung des ersten Jahres haben wir uns auch für 2006 zum Ziel gesetzt, wobei die Zimmerpreise um einiges höher sein werden»

Moneycab: Herr Straub,  etwas mehr als ein Jahr ist seit der Eröffnung des Park Hyatt Zürich vergangen.  Was hat sich bewährt, was muss angepasst werden?

Kurt Straub: Die Konzepte haben sich alle bewährt, einzig ein paar Abläufe mussten angepasst werden. Das hohe Gästeaufkommen hat dies verlangt.

Von aussen und auch  im Innern strahlt das Park Hyatt eine für Zürich ungewohnte Grosszügigkeit in  den Raumdimensionen aus. Der Eingang ist jedoch fast versteckt und  unspektakulär, der erste Kontakt mit dem Hotel dadurch ernüchternd, kalt und  etwas verloren. Zuviel Zwinglianisch geprägte Bescheidenheit oder eine schlichte  Fehlplanung?

Die Marke Park Hyatt besticht durch Understatement, was auch in der architektonischen Planung miteinbezogen wurde. Der Eingang ist sicher keine Fehlplanung, sondern bewusst so gewollt. Ich gehe jedoch mit Ihnen einig, dass der erste Eindruck ernüchternd und kalt ist. Deswegen sind bereits Pläne vorhanden, wie dieser Eindruck aufgehoben und verbessert werden kann.

«Es braucht ein junges, innovatives, zeitgemässes Produkt, mit dem entsprechenden jungen, dynamischen und serviceorientierten Team, welches die etwas verloren gegangene Freundlichkeit in der Zürcher/Schweizer Hotellerie wieder aufleben lässt.» Kurt Straub, General Manager Park Hyatt Zürich

Der architektonische Anspruch an prominentester Lage in  Zürich war enorm. Grosssadtflair sollte in Zürich einziehen, ein Hauch New York  in die Limmatstadt wehen. Meili und Peter realisierten als Zweitplazierte des  Architekturwettbewerbes den Bau, nachdem es mit den Siegern Gigon/Guyer nicht  klappte. Wie beurteilen Sie das Resultat, was würden Sie ändern, wenn Sie es  könnten?

Das Resultat ist hervorragend. Ich würde höher bauen, wenn ich könnte, mit verschiedenen Restaurationsbetrieben auf dem Dach. Ausserdem würde ich den Ballsaal grösser gestalten.

Wie von Ihnen angesprochen ist der Ballsaal (330 Personen  bei Galabestuhlung) für ganz grosse Anlässe etwas klein geraten, obschon er den Vorteil hat, dass  er direkt von der Strasse her zugänglich ist. Sehen Sie hier noch die  Möglichkeiten einer Entwicklung, oder ist das Park Hyatt fertig  gebaut?


Das Park Hyatt ist fertig gebaut, darüber gibt es keinen Zweifel, und die Raumplanung lässt keine nachträglichen Veränderungen zu. 


Die Hyatt  Hotels sollen nebst der Internationalität vermehrt wieder die spezifischen  kulturellen Begebenheiten des Standortes reflektieren. Was ist typisch  Zürcherisch am Park Hyatt Zürich?


Wir bevorzugen zum Beispiel lokale Lieferanten, und zwar in sämtlichen Bereichen des Hotels. Zürich ist eine Kunststadt, und die 91 hausinternen Kunstgegenstände reflektieren die Zürcherische Internationalität. In der Lounge servieren wir typisch Zürcherische und Schweizer Spezialitäten.


Ein Neustart  eines Luxushotels ist immer auch ein risikoreiches Unternehmen. In der ersten  Phase profitieren vor allem Grosskunden von Kennenlern-Angeboten, danach müssen  die marktüblichen Preise erwirtschaftet werden. Welche Auslastung konnten Sie im  ersten Jahr erreichen, welche Ziele haben Sie sich für das zweite Jahr gesteckt  und wo liegt die Gewinnschwelle?


Im ersten Jahr haben wir mit 76% eine Auslastung erreicht, die wir uns auch für 2006 zum Ziel gesetzt haben, wobei die Zimmerpreise um einiges höher als im Vorjahr sein werden. Über die Gewinnschwelle kann ich Ihnen keine Auskunft geben, da Hyatt International als nicht börsenquotiertes Unternehmen diese Informationen nicht veröffentlichen kann.


Die MitarbeiterInnen im Park Hyatt  Zürich sind auffallend jung (das Durchschnittsalter beträgt 26 Jahre). Ist das  eine bewusste Entscheidung aus finanziellen Überlegungen, oder suchen «alte  Hasen» ein geruhsameres Umfeld?


Das Park Hyatt Zürich ist ein modernes Gebäude, welches junge und jung gebliebene Mitarbeiter benötigt und anzieht. Finanzielle Überlegungen haben dabei keine Rolle gespielt, ganz im Gegenteil.

Bei Start am  23. September 2004 begannen Sie mit 145 MitarbeiterInnen, heute sind es etwa  230. Ist der Betrieb aufwändiger als geplant, oder wurden Sie vom schnellen  Erfolg überrascht?


Wir wurden sehr positiv vom schnellen Erfolg überrascht und wurden regelrecht überrannt. Die Erfahrungen mit der Eröffnung von Park Hyatts in anderen internationalen Metropolen wir Mailand oder Paris haben gezeigt, dass das Park Produkt normalerweise eine längere Anlaufzeit benötigt, bevor es sich im Markt festigen kann. In Zürich wurden wir eines besseren belehrt und die Zürcher und Zürcherinnen haben das Hotel bereits nach ein paar Wochen in ihr Herz geschlossen.


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Ihr Ziel ist es, das Park Hyatt Zürich als erstes  Haus in Zürich und eines der besten 5-Sterne Hotels der Schweiz zu  positionieren. Was braucht es dazu und wie wollen Sie sich gegenüber den  alteingesessenen Hotels wie dem Baur au Lac und dem Dolder abheben?


Es braucht ein junges, innovatives, zeitgemässes Produkt, mit dem entsprechenden jungen, dynamischen und serviceorientierten Team, welches die etwas verloren gegangene Freundlichkeit in der Zürcher/Schweizer Hotellerie wieder aufleben lässt. All dies gepaart mit internationalem Flair und transparenter Kommunikation.


Sie haben in zahlreichen Städten auf der ganzen Welt schon für Hyatt gearbeitet  (Riad, Acapulco, Singapore, Baku, Almati, Bishkek). Meistens haben Sie nach 1.5 Jahren  eine neue Aufgabe übernommen. Was sind Ihre Pläne, jetzt nach der  Eröffnungsphase in Zürich und der sich nähernden Grenze von 1.5  Jahren?


Es ist meinerseits sicherlich ein längerfristiges Engagement über mehrere Jahre geplant, da sowohl die Stadt als auch das Produkt eine gewisse Konstanz erfordert. Es ist doch auch schön, wenn man die Früchte, die man gepflanzt hat, auch selber ernten kann!


Nach all den verschiedenen Städten und Hotels, wie sähe Ihr  persönliches Traumhotel aus und wo würde es stehen?


Ich muss sagen, dass mit dem Park Hyatt Zürich bereits viele meiner Träume verwirklicht wurden.


Zeitgenössische  Kunst ist im Park Hyatt ein grosses Thema. In Zusammenarbeit mit Fritz W. Meyer  werden im Hotel insgesamt 91 Werke von Künstlern wie Sol LeWitt, Lynn Chadwick,  Katharina Henking, Serge Poliakoff oder Günther Uecker präsentiert. Sind die  Kunstwerke im Besitz des Hotels und werden in Zukunft die Werke im Sinne einer  sich entwickelnden Ausstellung ausgewechselt, oder sind sie als  Gestaltungselemente fest platziert?


Die Kunstwerke sind allesamt im Besitze des Hotels, und werden nicht im Sinne einer Ausstellung ausgewechselt, sondern bilden einen festen Bestandteil des Hoteldesigns.


Zum Schluss des Interviews haben  Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?


Ich möchte, dass der Erfolg des Park Hyatts und der Fünf-Sterne-Hotellerie in Zürich weiterhin anhält. Und für unsere Mitarbeiter wünsche ich mir in der heutigen ungewissen Zeit Sicherheit und Wohlbefinden.




Kurt Straub

1967 : Geboren 15. Mai 1967 in Winterthur

1988 – 1989: Hotelfachschule Belvoirpark FH, Zürich
1991 – 1993: Assistant Director of Food & Beverage Hotel Al Khozama, Riyadh, Saudi Arabia (Member of the Leading Hotels of the World)
1993 – 1995: Hyatt Regency Acapulco, Mexiko Assistant Director of Food & Beverage
1995 – 1996: Grand Hyatt Singapore, Singapur Assistant Director of Food & Beverage
1996 – 1997: Hyatt Hotels Baku, Azerbaidschan Director of Food & Beverage
1997 – 1999: Hyatt Regency Almaty, Kazakhstan Vizedirektor
1999 – 2004: Hyatt Regency Bishkek, Kyrgyzstan Generaldirektor
2004 – Heute: Park Hyatt Zürich, Schweiz Generaldirektor 

Offizier bei der Luftwaffe

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