Kurt Streit, CEO Valiant Holding

von Patrick Gunti


Moneycab: Herr Streit, die Valiant Holding hat 2007 zum 11. Mal in Folge mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. Der Konzerngewinn verbesserte sich um 12,1 auf 152,5 Mio. Franken, der Bruttogewinn um 9,3% und das Aufwand-/Ertragsverhältnis von 47,9 auf 46,6%. Wie werten Sie dieses Resultat insgesamt?

Kurt Streit: Der Abschluss 2007 belegt, dass unsere Strategie und deren operative Umsetzung erfolgreich sind. Wir haben einerseits an unserer vorsichtigen Risikopolitik festgehalten, was sich in einem geringen Wertberichtigungsbedarf zeigt. Und andererseits haben wir ein erfreuliches Wachstum erzielt. Die Ausleihungen konnten wir um 6,6% auf 16,0 Mrd. Franken steigern!


Wovon hat die Valiant am meisten profitiert?

Wie bereits erwähnt, haben wir unsere Kundenausleihungen weiter ausbauen können. Dazu haben die Hypothekarforderungen mit einer Zunahme von 723 Mio. Franken zu rund drei Vierteln beigetragen. Profitiert haben wir mit Sicherheit von unserer bewährten, vorsichtigen Geschäfts- und Risikopolitik bei der Kreditvergabe. Zum Ausdruck kommt dies etwa im Wertberichtigungsbedarf 2007 von nur 3,9 Mio. Franken, das heisst 0,2 Promille des gesamten Kreditvolumens.


Wie sieht Ihre Bilanz im Zinsgeschäft aus, der wichtigsten Valiant-Ertragssparte?

Wir konnten den Erfolg aus dem Zinsgeschäft gegenüber dem Vorjahr um 14,3 Mio. Franken oder 4,8% steigern. Die Zinsmarge hat sich von 1,76% auf 1,69% per Ende 2007 reduziert, dies hauptsächlich aufgrund von Umlagerungen von Kundengeldern in höherverzinsliche Konti.


Worauf ist der um 3,8% höhere Geschäftsaufwand zurückzuführen?

Der Personalaufwand hat um 3,5 Mio. oder 3,2% und der Sachaufwand um 3,6 Mio. oder 4,9% zugenommen. Nebst den vorgenommenen Lohnanpassungen wirkten sich in beiden Positionen die neuen Geschäftsstellen Freiburg und Zug aus.


Welche Entwicklung erwarten Sie im laufenden Jahr für die Valiant Holding?

Wir gehen von einer stabilen Entwicklung aus. Wegen den herrschenden Unsicherheiten an den Märkten rechnen wir mit gehaltenen Kommissions- und Dienstleistungserträgen. Insgesamt erwarten wir ein Ergebnis im Rahmen des Resultats von 2007.


Während viele Bankentitel in den letzten Monaten rasant an Wert verloren haben, stieg der Valiant-Aktienkurs 2007 um fast 30% und steht auch 2008 deutlich im Plus. Worauf führen Sie dies zurück?

Der Kursverlauf ist ein Spiegelbild des grossen Anlegervertrauens in unsere langfristige und erfolgreiche Entwicklung, in unsere gesunde Finanzierung und in unsere vorsichtige Risikopolitik.


Die Kreditkrise erschüttert die Finanzwelt. Die Valiant propagiert Vertrauen, Stabilität und Verlässlichkeit. Verspüren Sie einen Zulauf von verunsicherten Kunden anderer Institute?

Viele bisherige und vor allem auch viele neuen Kunden bestätigen uns tagtäglich, wie wichtig ihnen diese Werte sind und dass sie sich deshalb bei uns gut aufgehoben fühlen. Wir erleben tatsächlich einen vermehrten Kundenzulauf – in Krisensituationen ist dies jedoch normal. Wie gross der Zufluss von Kundengeldern effektiv ist, können wir erst in einigen Monaten sagen.


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Wie beurteilen Sie die Folgen der Kreditkrise und welches sind die Lehren, die daraus gezogen werden sollten?

Die Geschehnisse erinnern mich an die Schweizer Immobilienkrise Anfang der 90er-Jahre. Damals wie heute können dieselben Lehren gezogen werden. Wichtig ist, dass man Geschäfte macht und in Produkte investiert, die man versteht und die man kontrollieren kann. Ganz nach dem Motto: «Schuster bleib bei deinen Leisten».
Ganz generell sollte man seiner Risikopolitik treu bleiben und auch bei scheinbar gewinnträchtigen Geschäften die eigenen Grundsätze nicht verletzen. Schlussendlich bergen Geschäfte mit hohen Renditen entsprechende Risiken.


«…wesentlich ist zudem, dass 100% der Hypotheken auf Liegenschaften in der Schweiz gewährt wurden und wir keine verbrieften Forderungen besitzen.» (Kurt Streit, CEO Valiant Holding)


Die Hypothekarausleihungen haben mittlerweile ein Volumen von über 14 Mrd. Franken erreicht. Was charakterisiert das Hypothekargeschäft der Valiant?

93% der belehnten Objekte befinden sich in unserem Geschäftsgebiet. Für 80% der hypothekarisch gedeckten Ausleihungen haften Wohnliegenschaften. Wesentlich ist zudem, dass 100% der Hypotheken auf Liegenschaften in der Schweiz gewährt wurden und wir keine verbrieften Forderungen besitzen.


Die Valiant hat Ende Februar in Zug eine neue Filiale eröffnet, nächsten Frühling soll eine weitere Geschäftsstelle in Bulle folgen. Nach welchen Kriterien sind die Standorte ausgewählt und wie geht die Expansion weiter?

Wir verfolgen die Strategie des organischen Wachstums. Das heisst, wir werden uns weiterhin in konzentrischen Kreisen in wirtschaftlich attraktiven Regionen ausdehnen.


Sie sind nicht nur CEO der Valiant, sondern auch VR-Präsident der RBA-Service sowie der Entris AG. Diese hat letzten Dezember mit der gemeinsamen Verarbeitungsplattform der Berner Kantonalbank und der RBA-Holding ihren Betrieb aufgenommen. Wie sind der Start und die Auslagerung des Zahlungsverkehrs der Valiant Bank verlaufen?

Es verläuft alles nach unseren Vorstellungen und zu unserer Zufriedenheit. Die Verarbeitung bei der Entris erfolgt auf der erprobten IBIS Plattform der RTC Real Time Center AG und funktioniert reibungslos. Als nächstes steht das Outsourcing der Wertschriftenverwaltung bevor.


Die RBA-Gruppe hat zuletzt ihre einheitliche Informatik bestätigt. Die Ostschweizer Avance-Banken, welche sich für einen Wechsel zu finnova entschieden haben, treten deshalb aus dem Verbund aus und verweisen auf den Umstand, dass die Valiant Privatbank mit LODH auch eine autonome IT-Lösung übernommen habe. Ihre Stellungnahme dazu?

Die RBA-Gruppe hat in der Vergangenheit die Informatiklösung laufend überprüft und tut dies auch heute. Derzeit deckt die einheitliche IT-Plattform unsere zwei Kernerfordernisse hohe Betriebssicherheit und Wirtschaftlichkeit vollumfänglich ab. Die Lösung mit LODH stand und steht auch den anderen RBA-Banken, so auch den drei Ostschweizer Banken, offen. Der Grundsatz der Gleichbehandlung ist in allen Fällen gewährleistet.


Herr Streit, besten Dank für das Interview.





Zum Unternehmen:
Die Valiant Holding ist mit über 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie nahezu 90 Geschäftsstellen und einer Bilanzsumme von 17,9 Milliarden Franken die grösste börsenkotierte überregional tätige Bankengruppe der Schweiz.

Zur Person:
Kurt Streit, Jahrgang 1950, ist seit 1997 CEO der Valiant Holding in Bern. Zudem ist er VR-Präsident der RBA-Service, Verwaltungsrat der RBA-Holding und VR-Präsident der Entris AG. 1989 – 1997 war er Leiter der Gewerbekasse in Bern. Der studierte Betriebsökonom HWV absolvierte die Swiss Banking School und später das Swiss Banking School Advanced Executive Programm.

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