Leitzins erhöht – BIP-Wachstum von «gegen 2,5%» erwartet

Das für die Geldpolitik massgebliche Zielband für den Dreimonats-Libor liegt neu bei 2,0 bis 3,0%. Die Anhebung begründete SNB-Präsident Jean-Pierre Roth vor den Medien mit den verschlechterten Aussichten für die Preisstabilität. Der Schritt war von Ökonomen und Analysten so erwartet worden.


Verschiedene Risikofaktoren
Gefahren für die Preisstabilität sieht Roth zum einen in den steigenden Erdölpreisen, zum anderen aber auch in der zunehmenden Auslastung der Schweizer Wirtschaft, die zu Engpässen in einzelnen Sektoren führen könnten. Preisdruck drohe zudem auch von der weiteren Abschwächung des Frankens.


Für das laufende Jahr geht die Nationalbank nach der jüngsten Zinserhöhung von einer durchschnittlichen Jahresteuerung von 0,8% aus. 2008 steige diese auf 1,5% und 2009 auf 1,7%. Bei der letzten Lagebeurteilung im März ging die SNB noch von Raten von 0,5% für 2007, 1,4% für 2008 und 1,6 Prozent für 2009 aus.


Wachstumsprognose
Ihre Wachstumsprognose für die Schweizer Wirtschaft im 2007 schraubt die SNB auf einen Wert von «gegen 2,5%» nach oben. Bisher war sie von 2% ausgegangen. Begünstigt wird das Wachstum laut Roth von der starken Weltwirtschaft sowie von der Franken-Abschwächung. Dass der Franken trotz einer Phase steigender Zinsen nicht stärker geworden ist, erklärt sich die Nationalbank unter anderem mit der derzeitigen positiven Grundstimmung an den Finanzmärkten. Die Rolle der Schweizer Währung als «sicherer Hafen» sei derzeit nicht gefragt, stellte Direktoriumsmitglied Thomas Jordan fest.


Keine Normalisierung mehr
Mit der Erhöhung vom Donnerstag erreichen die Zinsen den höchsten Stand seit September 2001, als das Zielband vor den Attentaten in den USA vom 11. September bei 2,25 bis 3,25% lag. Mitte 2004 leitete die SNB dann eine Wende nach oben ein. Ab Dezember 2005 wurde das Zielband jedes Quartal um 0,25% erhöht. Von der bei früheren Erhöhungen beschworenen «Normalisierung» der Geldpolitik sprach der SNB-Präsident am Donnerstag nicht mehr. Es gehe nicht mehr darum, die Zinslandschaft in Ordnung zu bringen: «Das ist jetzt schon eine neue Situation.»


Risikobereitschaft
Vizepräsident Philipp Hildebrand machte seinerseits auf die gestiegene Risikobereitschaft der Banken aufmerksam. So würden im Schweizer Kreditgeschäft relativ grosse Zinsrisiken eingegangen. Aber auch die Grossbanken hätten ihre Risikobereitschaft vor allem mit Engagements im Handels- und im ausländischen Kreditgeschäft erhöht. Hildebrand unterstrich die Forderung in dem am Donnerstag publizierten Stabilitätsbericht der SNB, wonach die Banken über ihre Risiken besser informieren sollten. Insbesondere sei auch unklar, ob die Kapital-Puffer für besonders schwer wiegende Ereignisse ausreichend seien. (awp/mc/pg)

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