Letzte Vorbereitungen für Versiegelung von Bohrloch vor US-Küste
Seismische und akustische Tests in der Nähe des lecken Bohrlochs sollten «die Intaktheit des Bohrlochs» sicherstellen und mögliche Unregelmässigkeiten in dem Gebiet aufspüren, teilte der britische Konzern BP am Samstag mit. Der steigende Druck im Bohrloch spreche dafür, dass das Öl sich nicht an anderen Stellen seinen Weg ins Meer bahne. BP wollte am Dienstag mit der Versiegelung des Bohrlochs mit Bohrschlamm und Zement beginnen. Bei der «static kill» genannten Methode soll das Füllmaterial durch die Verschlusskappe in das Bohrloch eingefüllt werden, mit der das Bohrloch Mitte Juli vorerst verschlossen worden war.
Verzögerungen nach Tropensturms «Bonnie»
Die Versiegelungsarbeiten verzögerten sich nach Angaben des US-Krisenkoordinators Thad Allen, weil rund um das Bohrloch die Folgen des Tropensturms «Bonnie» beseitigt werden mussten. BP-Vizechef Kent Wells sagte, dass es seit der Anbringung der Verschlusskappe vor zwei Wochen keine Anzeichen für weitere Lecks gegeben habe, stimme ihn zuversichtlich für die Versiegelung. Ausserdem wolle BP zusätzlich zu «static kill» noch eine zweite Versiegelungsmethode namens «bottom kill» anwenden. Dabei soll auch ein Entlastungsbohrloch mit Schlamm und Zement verfüllt werden. Das Entlastungsbohrloch soll laut Wells in acht bis zehn Tagen bis zu dem ursprünglichen Bohrloch reichen, Ende August könne dann seine Versiegelung beginnen.
Bis zu 5,3 Mio Barrel Öl ausgelaufen
Die Ölpest hatte sich nach der Explosion der BP-Ölbohrplattform «Deepwater Horizon» am 20. April ausgebreitet. Seitdem traten Schätzungen zufolge drei bis 5,3 Mio Barrel Öl aus. Krisenkoordinator Allen will demnächst eine genauere Aufstellung des ausgelaufenen und des aufgefangenen Öls vorlegen. Der designierte BP-Chef Bob Dudley sicherte bei einem Besuch in dem von der Ölpest betroffenen Bundesstaat Mississippi zu, dass sich sein Unternehmen langfristig an der Bewältigung der Umweltkatastrophe beteiligen werde. «Wir werden für Jahre hier bleiben,» sagte er.
Schärfere Regeln für Ölbohrungen in der Tiefsee
Für Arbeitslose an der Golfküste schaffe BP einen 100-Mio-USD-Fonds. Das Entfernen von Schutzbarrieren im Meer und der Einsatz von weniger Reinigungsteams an den Stränden seien «absolut kein Rückzug», versicherte Dudley, der im Oktober die Konzernführung von dem in die Kritik geratenen Tony Hayward übernehmen soll. Im Schatten der Katastrophe im Golf von Mexiko verschabschiedete das US-Repräsentantenhaus am Freitag schärfere Regeln für Ölbohrungen in der Tiefsee. Nach Angaben der Demokraten soll das Gesetz mehr Sicherheit für die Arbeiter auf Bohrplattformen, die Umwelt und die Fischerei- und Tourismusindustrie an den Küsten des Landes bringen.
Verursacher stärker zur Kasse gebeten
Das Gesetz war bereits im September 2009 eingebracht, wegen der Ölpest im Golf von Mexiko aber noch einmal grundlegend überarbeitet worden. Gleich mehrere Passagen zielen auf die Verbesserung der Sicherheit auf Bohrinseln durch den Einsatz neuer Technologien. Mit dem Gesetz werden aber auch die Verursacher von Ölkatastrophen künftig stärker zur Kasse gebeten: Die Haftungsobergrenze von 75 Mio USD wurde aufgehoben. Über ein ähnliches Gesetz wird derzeit auch im US-Senat beraten. (awp/mc/ps/02)