Liechtensteiner Steueraffäre: Weitere Razzien
Nach Informationen des «Handelsblatts» gebe es auch Durchsuchungen im Grossraum Frankfurt. Medienberichten zufolge sind für diese Woche 125 Razzien geplant. Die Steueraffäre war mit der Razzia beim bisherigen Post-Chef Klaus Zumwinkel am vergangenen Donnerstag bekanntgeworden. Zur Situation des Konzerns nach dem Rücktritt von Zumwinkel und über einen möglichen Nachfolger will der Aufsichtsrat zudem am Abend beraten.
Keine Details veröffentlicht
In München sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld der dpa, Details über den betroffenen Personenkreis oder die Grössenordnung der Aktion könne er nicht nennen. Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Bochum und der Steuerfahndung hätten ihn darüber unterrichtet, dass es Durchsuchungen im Grossraum München gebe. Dem «Handelsblatt» zufolge werden zudem im Grossraum Frankfurt Privatwohnungen und Geschäftsräume durchsucht, wie die Online-Ausgabe berichtet. Es solle sich um vermögende Personen handeln, aber nicht um in der Öffentlichkeit bekannte Namen, hiess es.
«HB»: Ermittlung gegen Liechtensteinischen Treuhänder
Das Blatt schreibt zudem in seiner gedruckten Ausgabe, die Bochumer Staatsanwaltschaft ermittele nun auch gegen einen liechtensteinischen Treuhänder, der das Geld der Hinterzieher verwaltet habe, und beruft sich auf Justizkreise. Der Treuhänder, dem Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorgeworfen werde, soll bis vor zwei Jahren für die LGT-Bank des liechtensteinischen Fürsten gearbeitet haben.
Ungebetene Besuche
Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» und die «Süddeutsche Zeitung» schreiben, für diese Woche seien 125 Razzien geplant. Der «Focus» berichtet, die Bochumer Staatsanwälte planten Anfang der Woche Durchsuchungen bei weiteren prominenten Millionären mit den Schwerpunkten Köln und Düsseldorf. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Bernd Bieniossek, wollte die Berichte nicht kommentieren.
«SZ»: 900 Durchsuchungsbeschlüsse
Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» wurden beim Amtsgericht Bochum 900 Durchsuchungsbeschlüsse gegen 700 mutmassliche Steuersünder erwirkt. Es gehe um insgesamt 3,4 Milliarden Euro. Bei dieser Summe dürfte es sich um zu versteuerndes Geld handeln. Das «Handelsblatt» schreibt unter Berufung auf Regierungskreise, bei den Steuernachzahlungen werde eine Summe von 300 bis 400 Millionen Euro erwartet.
Post-Aufsichtsrat berät am Abend
Unterdessen wird der Aufsichtsrat der Post am Abend in Bonn zusammenkommen. Es gilt als sicher, das das Gremium vor dem Hintergrund der Steueraffäre das Rücktrittsangebot Klaus Zumwinkels annimmt, hiess es aus dem Konzernumfeld. Offen sei hingegen, ob bereits bei dieser Sitzung ein Nachfolger benannt werde oder ob eine endgültige Entscheidung auf die nächste formelle Aufsichtsrats-Sitzung am 4. März verschoben werde. Favorit für die Nachfolge des 64-jährigen Zumwinkel ist Logistikvorstand Frank Appel. Zumwinkel wird nach Angaben aus Branchenkreisen zudem auch aus dem Aufsichtsrat der Deutschen Lufthansa ausscheiden. (awp/mc/ps)