Dies sagte Konzernchef Stefan Borgas angesichts der neuen makroökonomischen Herausforderungen am Montag an einer Telefonkonferenz. «Bei unserem Zielband handelt es sich ohnehin um eine durchschnittliche Zielgrösse über den Zeithorizont hinweg», relativierte Borgas. Die Guidance bis zum Jahr 2013 bleibe daher unangetastet. «Unsere Kunden sind zuletzt einfach etwas vorsichtiger geworden», begründete der CEO den zuletzt etwas verlangsamten Geschäftsgang.
Tiefere Auslastungsraten
Der Druck auf die Margen stamme daher vorab aus der tieferen Auslastungsrate in den Werken. Die Abnehmer bauten derzeit ihre Lagerbestände etwas ab und gäben Bestellungen eher am unteren Ende der vertraglich vereinbarten Grösse ab. Keinen Druck spürt Lonza hingegen bei den Verkaufspreisen: «Wir konnten unsere Preise im Einklang mit den Rohmaterialien anheben», sagte Borgas.
Konjunktureller Gegenwind
Zwar habe Lonza in den meisten Bereichen eine «solide» Nachfrage verzeichnet, doch die Biopharma Services und Bioscience litten zuletzt unter den makroökonomischen Herausforderungen. Dort hätten vor allem kleinere und Start-Up-Kunden unter den erschwerten Finanzierungsbedingungen gelitten, so Lonza. Bei den Biopharma Services habe sich jedoch bereits im vierten Quartal wieder ein kleiner Turnaround angedeutet, sagte Borgas.
Keine Finanzierungsschwierigkeiten
Lonza selbst habe keine Finanzierungsschwierigkeiten aufgrund der Finanzkrise erlebt und schreibt dies seinem konservativen Finanzierungsmodell zu. Die solide Bilanz erlaube es Lonza, im Bedarf auch kurzfristig weiteren Finanzierungsbedarf zu decken, heisst es. Und: Lonza habe wegen der Krise «keinen einzigen Rappen» beim Finanzergebnis verloren.
Sparmassnahmen werden verstärkt
Obschon Lonza bereits im Frühjahr Massnahmen zur Kostenreduktion eingeleitet hat, konnte die Nachfrageschwäche nicht voll kompensiert werden. Nicht zuletzt weil Lonza 2009 ein ähnlich herausforderndes Umfeld erwarte, seien neue Effizienzprogramme eingeleitet worden. Lonza werde aber keineswegs mit dramatischen Massnahmen aufwarten, beschwichtigte Borgas – ein Stellenabbau sei nicht vorgesehen. «Wir werden einfach langsamer wachsen, der Gewinn wird aber weiterhin zunehmen», sagte Borgas mit Blick auf das nächste Jahr.
Werksschliessungen nicht vorgesehen
Lonza hege keine Pläne, Produktionswerke zu schliessen. «Wir werden wohl einfach mit einer leicht tieferen Auslastung produzieren», sagte der CEO. Werksschliessungen kämen Lonza erheblich teurer. Lonza sehe auch keine Reduktion der Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie für die Ausbauprojekte vor. Denn für bereits 80% der geplanten Kapazitätserweiterungen hätten sich Kunden verpflichtet.
Krtise bringt auch Chancen
Doch der rauere Wind habe auch seine positiven Seiten: Er beschleunige den Trend bei den Kunden, auf Outsourcing-Modelle zu setzen. «Wir gewinnen neue Kunden», sagte Borgas. Ferner habe Lonza in den letzten Wochen einige wichtige neue Projekte identifiziert, die mittel- und langfristig ein bedeutendes Wachstumspotenzial bergen.
Strategische Opportunitäten in Evaluation
So evaluiere Lonza derzeit signifikante strategische Opportunitäten, wie den Eintritt in den Biosimilars-Markt oder mit Kundenentwicklungsprojekten. Das Unternehmen führt Borgas zufolge sehr detaillierte Verhandlungen. Wie Lonza den Markt für Nachahmerpräparate patentierter biotechnologischer Arzneimittel (Biosimilars) angehen will, werde im Januar vorgestellt, versprach er.
Aktie reagiert mit sattem Kursverlust
Die Lonza-Aktien fallen an der Schweizer Börse in Ungnade und fallen bis um 12.45 Uhr um 12,6% auf 99,65 CHF, während der Gesamtmarkt (SMI) um 4,3% zurückgeht. Marktbeobachter halten den Rückschlag bei Lonza für übertrieben. «Die Aussagen zum laufenden Jahr werden als Gewinnwarnung missinterpretiert», sagten Händler. (awp/mc/ps/04)