Der Umsatz sank um 9,2% auf 1,329 Mrd CHF. Der EBIT ging um 30,6% auf 163 Mio CHF zurück, die Marge verschlechterte sich von 16,1 auf 12,3%. Der Reingewinn sackte gar um 55,8% auf 118 Mio CHF ab. Allerdings hatte der Gewinn im Vorjahr mit 91 Mio CHF von dem Verkauf der ehemaligen Polymertochter Polynt profitiert.
Mehrere Sonderfaktoren
«Der Himmel ist bewölkt, es zeigen sich aber viele Aufhellungen in der Nähe», beschrieb Lonza-Chef Stefan Borgas am Mittwoch die Situation seines Unternehmens mit Blick auf das aktuelle Wetter. Lonza habe strukturell keine Probleme: Kein Business verliere derzeit Geld. Vielmehr habe Lonza in einer ganzen Reihe von Geschäftsfeldern Marktanteile gewonnen und auch die Finanzsituation habe sich deutlich verbessert. Der starke Einbruch sei vielmehr einer zeitlichen Koinzidenz mehrerer Faktoren zuzuschreiben. So habe sich im Bereich Custom Manufacturing, der Auftragsfertigung von Pharmawirkstoffen, eine Verschiebung mehrerer grosser Auslieferungen in das zweite Halbjahr ergeben. Ferner hätten der Abbau von Lagerbeständen und schwache Endverbrauchermärkte dem Bereich Life Science Ingredients zugesetzt.
«Resistente Märkte»
Der Umsatzrückgang bei Lonza sei nur zu rund einem Fünftel der schwachen Konjunktur zuzuschreiben, sagte Borgas. Der Rest gehe neben den verschobenen Aufträgen auf Schwankungen der Rohmaterialkosten zurück. «Die Mehrheit unserer Märkte ist resistent» betonte er. Als weiterer Belastungsfaktor wurden die Kosten für die Inbetriebnahme dreier Grossanlagen und die folglich höheren Abschreibungskosten genannt. Die Wachstumsprojekte schritten planmässig oder schneller als geplant voran und für bereits 80% der Kapazitätserweiterungen seien Kundenaufträge gebucht.
Zweites halbjahr deutlich besser erwartet
Im zweiten Semester werde Lonza die Früchte seiner Bemühungen ernten. Borgas erwartet, dass in diesem Jahr zwei Drittel des EBIT im zweiten Halbjahr anfällt. Der operative Gewinn 2009 werde somit ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres liegen (441 Mio CHF). Damit ist Lonza aber von seiner Guidance abgerückt, wonach das EBIT-Wachstum 2009 etwas unter dem mittelfristig angepeilten Zielband von jährlich 15 bis 19% ausfallen dürfte. Neu sieht es also nach einem Nullwachstum beim EBIT aus. Nicht desto Trotz kann Borgas unverändert zu dem Ziel stehen, dass bis zum Jahr 2013 ein durchschnittliches jährliches EBIT-Wachstum von 15 bis 19% herausspringen wird.
Zuversichtlich für die Zukunft
Borgas› Zuversicht gründet neben dem Fortschritt der strategischen Projekte auf der stetig wachsenden Projektpipeline sowie auf dem Trend der Pharmaunternehmen hin zu vermehrtem Outsourcing und zu strategischen Partnerschaften. Verhandlungen für weitere langfristige Mehrprodukt-Verträge seien sowohl in der Exklusivsynthese als auch in der Biopharma auf gutem Weg. Nach dem Abschluss des ersten solchen Abkommens mit Novartis verhandelt Lonza mit weiteren Firmen. In einem Fall dürfte es noch in diesem Jahr zu einem Vertragsabschluss kommen, sagte Borgas. Ein zweiter Vertrag werde wohl ins nächste Jahr fallen.
Lonza will akquirieren
Lonza will zudem wieder aktiver als Käufer auf dem Markt auftreten und plant vorab Übernahmen in Bereichen, die sich an die Wertschöpfungskette anschliessen. «Lonza kann in den nächsten Jahren zu einem grösseren und schlagkräftigeren Player in der Industrie aufsteigen». Für angestrebte Biotech-Übernahmen könne Lonza heute rund 1 Mrd CHF aufbringen. Die potenziellen Übernahmeziele finden sich in erster Linie in den USA, sagte Finanzchef Toralf Haag zu AWP. «Die Amerikaner bilden nach wie vor technologisch die Weltspitze», sagte er.
Aktie im Sinkflug
Die Lonza-Aktien belegen um 13.10 Uhr mit minus 3,1% klar den letzten Platz unter den Schweizer Blue Chips. Vor allem die tiefere EBIT-Guidance wird kritisiert. Allerdings habe CEO Borgas mit Blick auf die EBIT-Entwicklung bereits im Vorfeld vorsichtige Töne angeschlagen, hiess es im Handel. Viele Analysten hätten allerdings ihre Schätzungen nicht reduziert, was sie nun nachzuholen müssten. (awp/mc/ps/02)