L’Oréal-Chef: «Krise wird uns nicht stoppen»

«Doch nur zu Beginn, dann tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Ich mache mir keine grossen Sorgen um den Kosmetikmarkt», sagt Agon. «Persönlich glaube ich, dass die Krise nicht sehr lange dauern wird. 2010 kann man auf eine Rückkehr des Wachstums hoffen.»


Grundsätzliche Überlegungen zum Geschäftsmodell
Doch müsse L’Oréal wieder grundsätzlich über sein Geschäftsmodell nachdenken. «Wir sind weltweit die Nummer eins, und wir existieren seit hundert Jahren. Das Unternehmen muss also einiges richtig gemacht haben», sagte Agon. «Wir werden daher nicht alles über Bord werfen. Doch in der Krise müssen wir die Dinge überdenken und neu erfinden.» Fünf Grossbaustellen bearbeitet der Franzose. Er will die Innovationen auf Produkte konzentrieren, die auch der breiten Kundenmasse zugänglich sind. Im Klartext heisst das, Produkteinführungen mit niedrigeren Preisen zu kombinieren, um Konkurrenten wie Nivea von Beiersdorf die Stirn zu bieten.


Einstieg in neue Produktkategorien
L’Oréal will dabei auch in neue Produktkategorien einsteigen, die der Konzern in der Vergangenheit vernachlässigt hat. «Mehr Produkte für Männer, Mittel für das Haarstyling, Deodorants und Aftershave» kündigt Agon an. Sein Angebot will L’Oréal künftig in neuen Schwellenländern vermarkten, etwa in den Golfstaaten, dem Nahen Osten und Zentralasien. «Es gibt noch Länder, in denen wir kaum präsent sind.» Nach Ansicht von Analysten haben Konkurrenten wie Unilever oder Colgate-Palmolive in etlichen aufstrebenden Volkswirtschaften die Nase vorn.


Schlankheitskur
Neue Produkte in neuen Ländern – das soll für Agon aber nicht zu einer einfachen Verbreiterung des Angebots führen. L’Oréal gilt in Augen mancher Analysten mit seinen rund zwanzig internationalen Marken als verzettelt und unübersichtlich. Daher will Agon dem Konzern eine Schlankheitskur verordnen. «Wir überprüfen jetzt alle Marken auf ihr Potential, ob sie schnell gross und rentabel werden können. Wenn wir entdecken sollten, dass dies nicht der Fall ist, dann führen wir sie mit anderen Marken zusammen oder stellen sie ein. Das ist ein normaler Prozess, der in der Krise jedoch verstärkt werden muss.» Als die am besten für die Krise geeigneten Marken bezeichnet er Garnier, L’Oréal Paris, Maybelline Jade, Vichy, La Roche Posay und auch Lancôme. Den alten Grundsatz, dass L’Oréal in allen Marktkategorien und auf allen Absatzwegen vertreten ist, will er dabei erhalten.


Body Shop: Phase der «weichen Integration» vorbei
Der französische Konzern zeigt jetzt zudem weniger Geduld mit der 2006 erworbenen Kette Body Shop. Sie genoss anfangs «eine Phase der weichen Integration», wie Agon sagt, um einen Kulturschock mit dem Verlust von Mitarbeitern, Kunden und Originalität zu vermeiden. Doch die Rendite ist noch nicht da, wo sie L’Oréal gern hätte. «Jetzt beschleunigen wir den Wandel und arbeiten enger zusammen.» Agon ist sich dennoch sicher: «L’Oréal setzt seinen Weg fort. Die Krise wird uns nicht stoppen.» (awp/mc/ps/11)

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