Wien – Die Fluggesellschaften Lufthansa , Air France-KLM und Aeroflot sind prinzipiell an einem Einstieg bei Austrian Airlines (AUA) interessiert. Dies hätten deren Chefs unabhängig voneinander im Gespräch mit dem österreichischen Wochenmagazin «FORMAT» signalisiert, schreibt das Blatt in seiner aktuellen Ausgabe. Der Ball liege aber beim Eigentümer: «Dieser muss zuerst einmal wissen, was er mit der AUA in Zukunft überhaupt vorhat», sagte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber. Allerdings klinge in Gesprächen mit Lufthansa-Leuten durch: «Je länger die Entscheidung dauert, desto geringer die Bereitschaft, sich bei der AUA zu engagieren», schreibt das Blatt. Die staatliche «Österreichische Industrie-Holding» (ÖIAG) ist mit 42,5 Prozent grösster Anteilseigner der AUA. Eine Lufthansa-Sprecherin sagte am Freitag, die Position des Konzerns habe sich nicht geändert. Mayrhuber hatte sich eine Offerte für die AUA bereits früher offen gehalten, jedoch darauf verwiesen, dass die Initiative von den Österreichern kommen müsse.
Lufthanse zeigt Interesse
Dem «FORMAT»-Bericht zufolge liess Mayrhuber recht offen erkennen, dass er die AUA auf dem Radar habe. Befürchtungen, ein Einstieg der Lufthansa würde eine Verlegung des Flugdrehkreuzes Wien nach sich ziehen, habe der Vorstandschef vom Tisch gewischt: «Unser Geschäft ist es nicht, eine Airline zu kaufen, sondern für den Kunden das bestmögliche Netzwerk zu organisieren. Das machen wir zum Beispiel in der Star Alliance, wo wir auch mit AUA kooperieren. Und wenn es darüber hinaus noch Synergien gibt, kann man die nur einvernehmlich heben. Es muss «friendly» sein und für beide Seiten Sinn machen», zitiert das Blatt den Unternehmenslenker.
Air-France-KLM: «Wir beobachten die Entwicklung»
Air-France-KLM-Chef Jean-Cyril Spinetta sagte laut «FORMAT»: «Wir beobachten die Entwicklung. Es ist noch zu früh, darüber zu sprechen. Wir warten vorerst ab.» Priorität habe für Air France-KLM jedenfalls die Alitalia samt deren Heimmarkts Italien, habe Spinetta hinzugefügt.
Aeroflot mit Sanierungserfahrung
Dem Magazin zufolge hat auch die russische Aeroflot – seit längerem auf der Suche nach einem Partner in Europa – die AUA im Visier. «Wir studieren die Situation bei der AUA und sehen uns an, was dort geschieht. Wir haben Erfahrung, wie man Fluglinien saniert», wird Generaldirektor Walery Okulow zitiert. Sowohl Aeroflot als auch Air France hätten bereits Kontakte zu Investmentbanken in Österreich aufgenommen. Sie hielten sich jedoch mit Offensiven zurück, weil sie glaubten, die Sache sei mit der Lufthansa mehr oder weniger schon ausgemacht, schreibt das Magazin weiter. Einige Branchenkenner fragten sich aber, ob überhaupt so leicht ein Käufer zu finden sein werde. Immerhin seien eine Milliarde Euro an Schulden zu übernehmen. Denen stünde zwar der Wert der Flugzeuge gegenüber, dennoch müsse das Geld erst verdient werden.
AUA-Wert zu hoch angesetzt?
Analysten hätten den Wert der AUA zuletzt auf rund 600 Millionen Euro beziffert. Diese Summe benötige die ÖIAG, um ihre Anteile nicht abwerten zu müssen. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer so viel bezahlt», wird Niki Lauda zitiert, Besitzer der Billigfluglinie NIKI. Auch im Lufthansa-Umfeld werde die Bewertung wegen der Rahmenbedingungen als unrealistisch abgetan, heisst es weiter. (awp/mc/gh)