Lufthansa: Christoph Franz wird neuer Chef

Die Lufthansa-Aktie reagierte nicht auf die Nachrichten und lag ähnlich wie zuvor mit 1,72 Prozent im Minus bei 13,41 Euro. Die Pläne für den Führungswechsel waren bereits im Vorfeld durchgesickert. Mayrhuber wird nach sieben Jahren an der Unternehmensspitze vorerst nicht in den Aufsichtsrat wechseln. Ein direkter Wechsel hätte gegen die Vorschriften zur guten Unternehmensführung verstossen, die einen zu grossen Einfluss der früheren Manager auf das Kontrollgremium verhindern sollen. Franz› Vertrag läuft bis zum 31. Mai 2014.


Cargo-Chef Spohr rückt auf
Neu in den vierköpfigen Vorstand des Lufthansa-Konzerns wurde zudem der bisherige Chef der Frachttochter Lufthansa Cargo, Carsten Spohr berufen. Der 43-Jährige soll von Franz zunächst für drei Jahre die Verantwortung für den zentralen Geschäftsbereich der Passagierflüge übernehmen. Spohrs Nachfolger bei Cargo soll Karl Ulrich Garnadt werden, der bisher bei der Lufthansa Passage unter anderem für das Management der Drehkreuze und den Passagierservice verantwortlich zeichnet.  


Auf Umwegen an die Spitze
Über einen steinigen Umweg bei der Bahn ist Christoph Franz an die Spitze der Deutschen Lufthansa AG gelangt. 1990 hatte der in Darmstadt promovierte Wirtschaftsingenieur seine Karriere beim Luftfahrtkonzern begonnen und sich schnell im Sanierungsteam unter seinem Vorgänger Wolfgang Mayrhuber profiliert. Dem damaligen Lufthansa-Chef und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Weber war Franz ebenfalls aufgefallen.


Himmelfahrtskommando bei der Deutschen Bahn
Trotz glänzender Karriereaussichten verliess Franz 1994 den Kranich für ein Himmelfahrtskommando bei der damals noch jungen Deutschen Bahn AG. Für das gescheiterte neue Preissystem nach Lufthansa-Vorbild musste er als Vorstand für den Personenverkehr den Hut nehmen und ging zur taumelnden Luftfahrtgesellschaft Swiss. Die Sanierung der Alpen-Airline, die 2005 von der Lufthansa übernommen wurde, war das Signal, das Franz auch bei der Konzernmutter für höhere Aufgaben geeignet sein könnte. Seit Juni 2009 ist der oftmals als kühl und rational beschriebene Franz als stellvertretender Vorstandschef im engsten Führungszirkel von Europas grösster Luftverkehrsgesellschaft. Gleichzeitig verantwortet er den grössten und längst nicht mehr profitabelsten Geschäftsbereich Passage.


Ärger mit Tarifparteien
Schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt propagierte er das anspruchsvolle Sparprogramm «Climb 2011», das ihm viel Ärger mit den Tarifparteien und stolzen Lufthanseaten einbrachte. Als es nach überstandener Krise wieder aufwärts ging, hielt er dennoch an den Einsparungen von einer Milliarde Euro fest, die bis zum kommenden Jahr voll umgesetzt sein sollen. In der Tarifauseinandersetzung mit den Piloten zeigten seine Leute Härte und liessen es unter anderem auf einen Prozess beim Arbeitsgericht ankommen. Der 50-Jährige gilt selbst als sparsam, so soll er als Bahnvorstand häufig die S-Bahn genommen haben, um zu Terminen zu gelangen. Vor ihm und seinem Unternehmen liegt eine Wegstrecke mit Turbulenzen und harter Konkurrenz zum Beispiel durch die Billigfluglinien und die staatlich subventionierten Carrier aus der Golfregion. Privat ist Franz mit einer Französin verheiratet und hat fünf Kinder. (awp/mc/ps/27) 

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