Lufthansa fährt Kosten radikal zurück – Stellenabbau
Zudem soll die Verwaltung der Passagiersparte mittelfristig mit 20 Prozent weniger Stellen auskommen, wie der neue Lufthansa-Vize Christoph Franz in einem Brief an die Mitarbeiter ankündigte. Betriebsbedingte Kündigungen seien allerdings derzeit nicht geplant, stellte die Konzernsprecherin klar. Die Lufthansa-Aktie reagierte am Morgen mit Kursgewinnen auf die Neuigkeiten. Nach einer halben Handelsstunde lag sie mit 1,37 Prozent im Plus bei 9,22 Euro, während sich der Leitindex DAX kaum bewegte.
Negativtrend setzt sich fort
Franz zufolge verdient die wichtigste Lufthansa-Sparte im laufenden Jahr nicht mehr ihre eigenen Kosten. Dieser Negativtrend aus dem ersten Quartal setze sich auch bei den Halbjahreszahlen fort, die am 30. Juli veröffentlicht werden sollen. Die Durchschnittserlöse je Passagier gehen laut Franz weitaus stärker zurück als die Zahl der Fluggäste.
Flugzeugbestellungen unter der Lupe
Auch ihre Flugzeugbestellungen will die Lufthansa unter die Lupe nehmen. So müsse der Zeitplan für die Flugzeugauslieferungen ab dem kommenden Jahr in Frage gestellt werden, schreibt Franz. Grund dafür seien die rückläufigen flüssigen Geldmittel aus dem operativen Geschäft. In den Jahren 2008 bis 2014 hat die Lufthansa-Passagiersparte den Angaben zufolge insgesamt 160 neue Flieger mit einem Gesamt-Listenpreis von 16 Milliarden Euro zu finanzieren. Aufgrund der hohen üblichen Rabatte beim Flugzeugkauf sind die Listenpreise aber nicht mit den tatsächlichen Kosten gleichzusetzen.
Keine Entlassungen
Wie genau die Lufthansa ihre Kosten im Passagiergeschäft senken will, schrieb Franz nicht. Neben dem geplanten Stellenabbau kündigte er an, dass die Lieferanten «innerhalb und ausserhalb des Konzerns» ihren Beitrag leisten müssten. Über die konkreten Massnahmen würden derzeit im Passage-Vorstand beraten. Die Ergebnisse sollten in den kommenden Wochen vorgestellt und «mit Verantwortungsbewusstsein und Augenmass» umgesetzt werden.
AUA-Übernahme: Lufthansa will von neuen Zugeständnissen nichts wissen
Im Ringen um die Übernahme der Fluggesellschaft Austrian Airlines (AUA) will die Lufthansa von weiteren Zugeständnissen an die europäischen Kartellwächter nichts wissen. Ein Lufthansa-Sprecher am Donnerstag konnte einen Bericht der österreichischen Zeitung «Der Standard» nicht bestätigen, demzufolge die grösste deutsche Airline der EU-Kommission den Verzicht auf weitere Strecken zugesagt habe. Die EU verlangt von der Lufthansa bei der Übernahme Zugeständnisse, um den Wettbewerb auf Europas Luftfahrtmarkt zu sichern. Die Zeit ist knapp, da die Übernahmeofferte der Deutschen für die AUA Ende Juli ausläuft.
EU-Freigabe bis 31. Juli theoretisch wieder möglich
«Der Standard» hatte am Donnerstag berichtet, die Lufthansa sei inzwischen zu einer Bereinigung des Streckennetzes bereit. Die Zusagen bezögen sich erstmals auch auf die zentrale Strecke Wien-Frankfurt. Zudem würden weitere Zugeständnisse auf der Genf-Route gemacht. Im Streit um die Freigabe der AUA-Übernahme durch Brüssel könnte dieser Schritt einen Durchbruch bringen, zitiert die Zeitung EU-Kreise. Die EU-Freigabe bis 31. Juli sei damit wieder möglich, auch wenn es noch keine Einigung gebe. Möglicherweise könne Brüssel von einer verlangten Bereinigung auf der München-Route Abstand nehmen, wenn dank besserer Verbindungen auf der Schiene mehr Wettbewerb eintreten sollte. (awp/mc/ps/11)