Lufthansa kauft nach Gewinneinbruch zu – Streckenausbau gebremst

Angesichts der weltweiten Finanzkrise rechne der Vorstand mit einer gedämpften Nachfrage. Daher soll das Flugangebot im kommenden Jahr nur noch um rund ein Prozent wachsen. Im aktuellen Winterflugplan fährt die Lufthansa ihr Angebot sogar leicht zurück.


Mit Resultat «nicht zufrieden»
Die bereits georderten neuen Flugzeuge will die Lufthansa zwar nicht abbestellen. Allerdings sollen sie nun grösstenteils ältere Flieger ersetzen, statt die Flotte zu erweitern. Mit Blick auf den Gewinneinbruch im dritten Quartal zeigte sich Mayrhuber kritisch. Mit den Zahlen sei er nicht zufrieden, ebenso wenig mit dem für 2008 erwarteten operativen Ergebnis von 1,1 Milliarden Euro. Bis Dienstag hatte die Lufthansa noch mit 1,4 Milliarden Euro gerechnet. Auch die Dividende soll laut Finanzvorstand Stephan Gemkow nun niedriger ausfallen als im Vorjahr. Die Lufthansa-Aktie legte bis zum frühen Nachmittag dennoch um 6,4 Prozent auf 10,03 Euro zu, nachdem der Kurs nach der Veröffentlichung der Eckdaten am Vorabend um 8,7 Prozent eingebrochen war.


Treibstoffpreise belasten 
Im abgelaufenen Jahresviertel litt die Lufthansa vor allem im Passagiergeschäft unter den hohen Treibstoffpreisen. Der Konzernumsatz legte zwar um 3,7 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis brach hingegen überraschend stark um mehr als die Hälfte (53,4 Prozent) auf 279 Millionen Euro ein. Das Konzernergebnis, das im Vorjahr von Sondereffekten profitiert hatte, ging noch stärker als erwartet auf 149 Millionen Euro zurück.


Weitere Kostensenkungen
Nun will die Lufthansa weiter Kosten senken. Das Streckenangebot wird im laufenden Jahr nur noch um 5,2 statt um 7,1 Prozent ausgebaut (mit Swiss 6,3 Prozent). Im Jahr 2009 soll das Angebot nur noch um 0,8 Prozent wachsen (mit Swiss 1,2 Prozent). Ohne die neuen Strecken ab Mailand-Malpensa würde es sogar schrumpfen. Den Einstellungsstopp in der Verwaltung und dem Passagiergeschäft hält die Lufthansa unbefristet aufrecht. Entlassungen seien aber nicht geplant, hiess es.


Austrian Airlines: Altlasten gerecht verteilen
Zu der geplanten Übernahme von Austrian Airlines (AUA) sagte Mayrhuber, die österreichische Fluglinie passe gut zur Lufthansa. Allerdings müssten die Altlasten gerecht verteilt werden. Die AUA hat 900 Millionen Euro Schulden. Am Mittwoch kündigte der österreichische Staat an, beim Verkauf seines AUA-Anteils von 42,75 Prozent eine halbe Milliarde Euro zuzuschiessen. Mayrhuber sagte, die Lufthansa könnte der AUA nach einer Übernahme etwa im Vertrieb helfen. Die Lufthansa sei auf den Märkten einfach besser aufgestellt.


Eurowings und BMI
Zunächst kauft die Lufthansa in Deutschland und Grossbritannien zu. So übernimmt sie zum 31. Dezember die noch ausstehenden 50,9 Prozent an der Germanwings-Mutter Eurowings von dem Unternehmer Albrecht Knauf. Die zuvor geplante Fusion von Germanwings mit der TUI-Fluggesellschaft TUIfly, in die zeitweise auch die Thomas-Cook-Tochter Condor eingehen sollte, war zuvor gescheitert.


Auch der Mehrheitseigner der britischen Fluglinie bmi, Michael Bishop. verkauft seine Anteile an die Lufthansa. Nach Aussage von Mayrhuber sprechen die Beteiligten derzeit über die künftige Aufstellung von bmi, die begehrte Start- und Landerechte in London-Heathrow besitzt. Es gebe hier einige Ideen, sagte er. So hat bereits die Fluglinie Virgin Atlantic des Unternehmers Richard Branson Interesse an einem Bündnis mit bmi gezeigt. Die Lufthansa hält voraussichtlich ab Januar exakt 80 Prozent an bmi. Die restlichen Anteile gehören der skandinavischen Fluggesellschaft SAS, die dafür ebenfalls einen Käufer sucht.


Lehman-Pleite trifft die Lufthansa
Bei den Treibstoffkosten für 2008 erwartet Finanzvorstand Gemkow 5,4 Milliarden Euro – rund 200 Millionen Euro weniger als zuletzt angekündigt. Im kommenden Jahr dürften diese 5,6 Milliarden allerdings erreicht werden. Bei den Preissicherungsgeschäften für Treibstoff, Zinsen und Währungskurse machte zudem die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers der Lufthansa zu schaffen: Die Hedging-Verträge mit Lehman waren wertlos, die Lufthansa verbuchte einen Verlust von 76 Millionen Euro und ist nun nur noch zu 72 Prozent gegen Schwankungen des Treibstoffpreises abgesichert. Für 2009 liegt die Quote nun bei 57 Prozent. Normal sind bei Lufthansa 85 Prozent. (awp/mc/pg/15)

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