Lufthansa: Piloten drohen mit neuem Streik

Die Streikdrohung ist als Ultimatum aufzufassen: Die VC begründete die lange Frist nicht nur mit der Rücksichtnahme auf zahlreiche Kunden in den Osterferien. Zugleich solle dem Top-Management ausreichend Zeit eingeräumt werden, «seinen bisherigen Kurs neu auszurichten». Ein Lufthansa-Sprecher betonte, das Unternehmen bleibe gesprächsbereit.


4’500 Piloten aufgerufen
Zum Streik aufgerufen sind erneut die rund 4.500 Piloten der Lufthansa, der Lufthansa Cargo und der Tochterfirma Germanwings. Einen ersten Arbeitskampf hatte die Gewerkschaft auf Druck des Arbeitsgerichts Frankfurt am 22. Februar nach nur einem Tag ausgesetzt. An dem Streiktag war ungefähr die Hälfte der rund 1800 geplanten Lufthansa-Flüge ausgefallen. Das Unternehmen hatte noch tagelang mit dem durcheinandergewirbelten Flugplan zu kämpfen. Die Kosten des Streiktages bezifferte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber auf rund 50 Millionen Euro.


«Angebot der Lufthansa unzureichend»
Die Gewerkschaft begründete den erneuten Abbruch der Verhandlungen mit dem angeblich unzureichenden Angebot der Lufthansa. Die Airline habe bislang von den Piloten eine 21-monatige Nullrunde und Verschlechterungen bei den Arbeitszeitregelungen verlangt. Zu derartigen Zugeständnissen sei man nur bereit, wenn die Lufthansa ihrerseits den Konzerntarifvertrag einhalte.


Zank um Konzerntarifvertrag
Streitpunkt ist hier vor allem der Einsatz grösserer Maschinen bei den regionalen Zubringerflügen von Lufthansa, ihren Töchtern oder zugeordneten Unternehmen. Nach Lesart der Piloten müssen alle Piloten von Lufthansa-Flugzeugen mit mehr als 70 Sitzplätzen nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden. Die Lufthansa müsse die Aushöhlung beziehungsweise den offenen Bruch dieses Vertrages beenden, bevor über Nullrunden oder sogar Absenkungen gesprochen werden könne, erklärte die VC-Tarifkommission.


Lufthansa bleibt bei Offerte
Das Unternehmen verteidigte die Offerte, die den Piloten Bestandsschutz für ihre Arbeitsplätze bis Ende 2012 gewähre. Das Angebot sei dem wirtschaftlichen Umfeld angemessen, erklärte Lufthansa-Verhandlungsführer Roland Busch. Im Interesse aller Lufthanseaten müsse man für wettbewerbsfähige Strukturen sorgen und unter allen Umständen Kostensteigerungen vermeiden.


2009: Verlust eingeflogen
Das nach Zukäufen grösste Luftfahrtunternehmen Europas hat im vergangenen Jahr erstmals seit 2003 Verluste geschrieben und die Dividende gestrichen. Unter dem Strich stand nach Einbrüchen im Kerngeschäft ein Verlust von 112 Millionen Euro bei einem um mehr als 10 Prozent auf 22,3 Milliarden Euro gesunkenen Umsatz. Ein Jahr zuvor hatte die Airline noch einen Konzerngewinn von 542 Millionen Euro ausgewiesen. Das Management will der Krise unter anderem mit Sparprogrammen begegnen, für die es die Zustimmung der verschiedenen Beschäftigtengruppen benötigt. (awp/mc/ps/22)

Exit mobile version