Doch die Pläne stossen bei vielen national gesinnten Österreichern auch auf Vorbehalte. Beim Ringen um die deutsch-österreichische Hochzeit kann die grösste deutsche Fluggesellschaft mit der erfolgreichen Integration der Swiss werben: Die Schweizer sind seit Mitte 2007 in der Konzernbilanz der Lufthansa enthalten. Die Synergien bezifferte Lufthansa im Geschäftsbericht mit 233 Millionen Euro für das vergangene Jahr und damit deutlich mehr als ursprünglich geplant. Vertrieb und Flugbetrieb wurden verzahnt, die Flugpläne aufeinander abgestimmt, die Flotte der Swiss ausgebaut.
Erfolgsmodell Swiss
«Das Swiss-Modell ist zweifellos ein Erfolgsmodell», sagt Martin Gaebges vom Airline-Verband Barig, der die in Deutschland aktiven Fluglinien vertritt. «Ob man das eins zu eins auf Österreich überträgt – warum eigentlich nicht?» Früher habe jedes Land in Europa eine nationale Fluggesellschaft haben wollen – egal ob es dafür auch einen Markt gebe. Künftig würden Einsparpotenziale und Grössenvorteile wichtiger. Allerdings dürfte Lufthansa nicht der einzige Bieter sein – Air France-KLM wird ebenso wie zahlreichen kleineren Gesellschaften ein Interesse an der AUA nachgesagt.
Österreicher wollen AUA behalten
Ein Verkauf der angeschlagenen Austrian Airlines trifft viele national gesinnte Österreicher allerdings hart. Noch im Mai hatten bei einer Umfrage 56 Prozent einen Verkauf der AUA abgelehnt, nur 37 Prozent waren dafür. Nach späteren Umfragen sieht inzwischen aber eine ganz knappe Mehrheit (46 zu 45 Prozent) die Notwendigkeit eines «strategischen Partners» ein. Unter den grossen Parteien spricht sich lediglich die rechtsgerichtete Freiheitliche Partei (FPÖ) vehement gegen den «Ausverkauf» des österreichischen Prestige-Unternehmens aus. Und auch die Betriebsräte der AUA hatten sich gegen die Vollprivatisierung ausgesprochen.
Regierung stellt Bedingungen
Wenige Wochen vor der Parlamentswahl am 28. September reagierte die noch amtierende grosse Koalitionsregierung deshalb mit einer Reihe von Bedingungen an einen künftigen Käufer, durch die die AUA vor einer Demontage geschützt werden soll. Dazu gehören die Beibehaltung des Namens AUA sowie die Sicherung der Arbeitsplätze. Auch will die Wiener Regierung durchsetzen, dass eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie in österreichischem Besitz bleibt. Allerdings wird von österreichischen Luftverkehrsexperten bezweifelt, dass Wien dies am Ende durchsetzen kann.
Lufthansa letztendlich bevorzugter Partner
Bei aller latent vorhandenen Abneigung vieler Österreicher gegen «die Deutschen» gilt bei einer deutlichen Mehrheit von 69 Prozent die Lufthansa als der beste Partner. Karin Cvrtila vom österreichischen Meinungsforscher OGM sagte: «Die Lufthansa geniesst hierzulande einen hohen Bekanntheitsgrad und grosses Vertrauen. Sie wird ähnlich wie deutsche Autos betrachtet: teuer, aber von hoher Qualität.» Ob die deutsch-österreichische Hochzeit stattfinden kann, steht aber noch keineswegs fest. Denn im Gegensatz zur Swiss hat die AUA nach Einschätzung von Experten bislang keine schmerzhafte Sanierung eingeleitet. Und ein grosser Teil der Synergien, die bei einer Fusion entstehen könnten, dürften bereits vorweggenommen sein, weil die AUA mit Lufthansa im Bündnis Star Alliance bereits zusammenarbeitet. (awp/mc/ps/32)