Lufthansa: Trotz Quartalsgewinn kein Ende der Krise
Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand einen deutlichen Umsatzrückgang, nachdem die Erlöse im zweiten Quartal um fast ein Fünftel eingebrochen waren. Mit Sparprogrammen soll aber auf Konzernebene nach wie vor ein operativer Gewinn erreicht werden. Die Lufthansa hatte Eckdaten zum ersten Halbjahr bereits am Mittwoch kurz vor Börsenschluss veröffentlicht. Die Aktie gab daraufhin ihre Tagesgewinne weitgehend wieder ab. Am Donnerstag startete das Papier mit Verlusten in den Tag und lag kurz nach Handelsbeginn mit 0,95 Prozent im Minus bei 9,36 Euro.
Gewinn schrumpft auf gut ein Zehntel
Nach roten Zahlen im ersten Jahresviertel flog die grösste deutsche Fluggesellschaft im zweiten Quartal zurück in die Gewinnzone. Der operative Gewinn belief sich von April bis Juni auf 52 Millionen Euro, der Überschuss auf 40 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet dies allerdings jeweils einen Rückgang um fast 90 Prozent. Der Umsatz schrumpfte auf 5,2 Milliarden Euro. Seit Januar sind die Erlöse damit um 15 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro gesunken. Im operativen Geschäft erzielte die Lufthansa auf Halbjahressicht einen operativen Gewinn von 8 Millionen Euro. Unter dem Strich steht hingegen ein Minus von 216 Millionen Euro.
First und Business Class: Schleppender Ticketverkauf
Besonders schwer traf die Lufthansa der schleppende Ticketverkauf für die First und Business Class. «Die ‹Passagierwanderung› vom Premiumsegment in die Economy Class und die vermehrt eingelösten Bonusmeilen hatten einen negativen Einfluss auf die Entwicklung der Durchschnitts- und Verkehrserlöse», heisst es im Geschäftsbericht. Im ersten Halbjahr sei der Durchschnittserlös je Fluggast um 11,8 Prozent gefallen.
Treibstoffkosten belasten
Die Treibstoffkosten gingen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2008 zwar um mehr als ein Drittel auf 1,56 Milliarden Euro zurück. Allerdings schwankten die Preise stark, und dies könnte aus Sicht des Vorstands das Gewinnziel im Gesamtjahr gefährden. Auch die Aufnahme der jüngst übernommenen britischen Fluglinie bmi in die Konzernrechnung dürfte das operative Ergebnis in der zweiten Jahreshälfte belasten. Ein operativer Gewinn kann 2009 aus Sicht des Managements ohnehin nur erreicht werden, wenn die angekündigten Sparanstrengungen umgesetzt werden.
Sparprogramm
Zu dem Sparprogramm sollen alle Geschäftsbereiche beitragen. Im Passagiergeschäft will die Lufthansa ihre Kosten bis Ende 2011 um eine Milliarde Euro pro Jahr senken. Dazu sollen mittelfristig 400 der insgesamt 2.000 Stellen in der Verwaltung der Sparte abgebaut werden. In der Cargo-Sparte hält das Management an der Kapazitätskürzung von 30 Prozent ab Oktober fest. Auch die Kurzarbeit soll beibehalten werden. Dennoch werde Lufthansa Cargo nach einem Minus von 62 Millionen Euro im zweiten Quartal auch im Gesamtjahr einen operativen Verlust einfliegen, hiess es.
Anpassungsfähig
Dennoch sieht das Management die Lufthansa gut gerüstet, auf eine weiter nachlassende Nachfrage ebenso zu reagieren wie auf neue Chancen, sollten Mitbewerber aus dem Markt verschwinden. Derzeit steht bei der grössten deutschen Airline die Übernahme der angeschlagenen Austrian Airlines (AUA) auf dem Plan. Die Verhandlungen mit der EU-Kommission über die kartellrechtliche Freigabe stehen jüngsten Äusserungen zufolge kurz vor dem Abschluss.
Drastische Massnahmen nicht ausgeschlossen
Die Lufthansa schliesst angesichts der Luftfahrtkrise auch kräftige Einschnitte im Streckennetz nicht aus. «Sie können versichert sein, dass wir auch vor drastischeren Massnahmen nicht zurückschrecken, sollten sie nötig sein. Und sie werden wahrscheinlich nötig sein», sagte Lufthansa-Finanzvorstand Stephan Gemkow am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Derzeit hat die Fluglinie ihr Flugangebot auf der Langstrecke um zwei Prozent gekürzt. Allerdings gibt es bereits Pläne, das Angebot um acht Prozent zusammenzustreichen.
Kurzarbeit kaum geeignet
Allerdings hält Gemkow Kurzarbeit kaum für ein geeignetes Mittel, auf die Nachfrageschwäche in der Passagiersparte zu reagieren. Dies sei nur an wenigen Stellen sinnvoll, sagte er. Unterdessen sollen alle Geschäftsfelder zur geplanten Kostensenkung beitragen. Bei dem Ziel, die Kosten im laufenden Jahr um 300 Millionen Euro zu reduzieren, sei der Konzern auf einem guten Weg, sagte er, ohne Zahlen zu nennen.
Vollübernahme von bmi im Visier
Nach der Mehrheitsübernahme bei der britischen Fluglinie bmi prüft die Lufthansa weiterhin alle Optionen. Oberstes Ziel sei, die Gesellschaft auf Lufthansa-Niveau zu bringen und profitabel aufzustellen, sagte Gemkow. Die Lufthansa hält seit der Jahresmitte 80 Prozent an bmi. Mit der skandinavischen Fluglinie SAS, die die übrigen 20 Prozent hält, spreche man weiter über die Übernahme ihres Anteils. Wann und ob eine Einigung erzielt werde, sei allerdings offen. Mit einem Abschluss der Übernahme der Austrian Airlines (AUA) rechnet Gemkow Mitte September. Derzeit gebe es keine weiteren Forderungen der EU-Kommission, über die verhandelt werden müsste. (awp/mc/ps/14)