Luxusbranche: Wenig Chancen auf ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft
In Krisenzeiten sitzt das Geld nicht mehr so locker im Portemonnaie. Besonders hart soll es laut Morgan Stanley die Luxusgüter-Branche treffen. «The Party is over», lautet der Titel einer Studie der Bank.
Von Karin Müller
«An eine positive Weihnachts-Überraschung ist nicht zu glauben.» Dieser Meinung sind Claire A. Kent und Mandy Deex, Analystinnen von Morgan Stanley in London. Als Grund für die gedämpfte Stimmung sehen die Fachfrauen einerseits die anhaltende Irak-Problematik. Andererseits rechnen sie aufgrund des Terroranschlags in Bali mit einer weltweit verminderten Reisetätigkeit. Die anhaltende Wirtschaftskrise drückt auf die Konsumstimmung. Dies zeigt auch die neueste Umfrage des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Die unsichere Arbeitsmarktsituation betrifft alle Hierarchiestufen. Kein Job ist heute mehr sicher. Entsprechend zurückhaltend sind die Verbraucher bei Ausgaben für Dinge, die nicht zwingend zum Leben benötigt werden.
Bulgari für junge Karrieristen?Vertreter der Luxusgüterbranche wie Richemont, Bulgari, Hermès, Gucci oder auch LVMH seien laut Morgan Stanley in diesem Jahr besonders betroffen. «Bulgari bekommt diese Entwicklung am stärksten zu spüren, weil ihr Kundensegment von der Wirtschaftsentwicklung eher tangiert wird als dasjenige von Cartier (Richemont)», schreiben die Analystinnen in ihrem Bericht vom Donnerstag. Sie gehen davon aus, dass beispielsweise Bulgari-Uhren eher von jungen, aufstrebenden Karriereleuten gekauft werden. «Im Gegensatz zu Cartier, einer Marke, die eher von einer älteren, konservativen Kundengruppe bevorzugt wird.»
Aktien zu hoch bewertet
Die Aktien der Luxuskonzerne sind derzeit rund 40 Prozent teurer als vor einem Monat. Am 10. Oktober lag der SMI auf einem Rekordtief von 4336,8 Punkten. Innerhalb der letzten vier Wochen legte er um 14 Prozent zu. Der Umsatz des Luxuskonzerns Richemont (Cartier, IWC, Baume & Mercier usw.) stieg in diesem Jahr lediglich um fünf Prozent. Der Gewinn schrumpfte hingegen um 35 Prozent.
Die Richemont-Aktie kostete am 10. Oktober 19,55 Franken, heute liegt der Kurs bei rund 24 Franken, was einem Zuwachs von über 20 Prozent entspricht. Ausgeglichener dazu die Werte von Swatch. Die Inhaber-Aktie notierte im Oktober bei 107 Franken. Swatch erlebte jedoch Zeiten, in denen der Kurs unter 100 Franken lag. Deshalb beträgt die Performance lediglich rund 13 Prozent.
Japaner bleiben zu HauseAls weiteren Indikator für magere Weihnachtsumsätze sehen die Finanzanalystinnen die Tatsache, dass die Japaner derzeit auf grössere Reisen verzichten. Auch in Asien scheint die Konsumlust enorm zu leiden. Die Gründe für die Konsumflaute sind laut Michinori Shimizu, Morgan Stanley Analyst in Japan,pragmatischer Natur: «Zweifel an der Stabilität der Finanzmärkte, anhaltende Unwetterprognosen und das Fehlen von neuen Modetrends.»
Juweliere halten sich bedeckt
Auf die Erwartungen für das Weihnachtsgeschäft angesprochen, sagte die Pressesprecherin von Swatch: «Was dann sein wird, können wir unmöglich bereits jetzt wissen. Auf Spekulationen lassen wir uns nicht ein.» Gar keine Antwort gaben Gübelin, Bucherer, Juwelier Kurz und Christ Schmuck. Richemont in London beantwortet Anfragen von Journalisten lediglich auf schriftlichem Weg.