Machtkampf im VW-Aufsichtsrat entschieden – Piech bleibt an Spitze

Das verlautete am Dienstag aus Regierungskreisen. Damit ist der Weg frei für eine Wiederwahl Piechs bei der VW-Hauptversammlung am 19. April in Hamburg. Der grösste VW-Aktionär Porsche bekommt demnach künftig drei statt bisher zwei Mandate im VW-Aufsichtsrat. Porsche-Miteigentümer Piech wird künftig als Vertreter des Stuttgarter Autobauers gezählt.


Wulff sah mögliche Interessenkonflikte Piechs
Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Christian Wulff (CDU) hatte sich lange gegen eine Wiederwahl des 69 Jahre alten Piechs ausgesprochen und gefordert, dass sich Piech im April aus dem VW-Aufsichtsrat zurückziehen solle. Piechs Amtszeit endet mit dem Aktionärstreffen. Wulff war vor allem die Doppelfunktion von Piech als VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer ein Dorn im Auge. Wulff sah mögliche Interessenkonflikte Piechs sowie eine Verletzung der Grundsätze der guten Unternehmensführung.


Land Niedersachsen hält einen Anteil von 20,8 Prozent an VW
Das Land Niedersachsen hält derzeit einen Anteil von 20,8 Prozent an VW, Porsche 27,4 Prozent. Für das Land Niedersachsen sitzt neben Wulff Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP) im VW-Aufsichtsrat, für Porsche bisher Vorstandschef Wendelin Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter. Piech war von 1993 bis 2002 Vorstandschef von Volkswagen. Danach übernahm er die Spitze des Aufsichtsrats. Nach dem Einstieg Porsches bei VW hatten sich Wulff und Wiedeking vor einem Jahr zunächst darauf geeinigt, dass ein «neutraler Manager» und kein Vertreter von Porsche Nachfolger Piechs als VW-Aufsichtsratschef werden soll. Wulff hatte zudem gesagt, er gehe davon aus, dass Piech 2007 komplett aus dem VW-Aufsichtsrat abtrete.


Porsche setzt sich durch
Im Dezember 2006 allerdings hatte Wiedeking mehr Einfluss für Porsche bei VW gefordert. Bei der Neubesetzung des Gremiums müsse Porsche als Grossaktionär «mindestens drei» statt bisher zwei Sitze in dem Gremium besetzen. Auf der Automesse in Detroit Anfang Januar dieses Jahres dann hatten sich sowohl VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh als auch Wiedeking offen für einen Verbleib Piechs an der Spitze des VW-Kontrollgremiums ausgesprochen und sich damit gegen Wulff gestellt.


Weiteres Aufsichtsratsmandat
Piech und die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat hatten wiederholt zusammengearbeitet – etwa bei der vorzeitigen Ablösung von Bernd Pischetsrieder als Konzernchef im Herbst 2006. Wulff wollte ursprünglich an Pischetsrieder festhalten. Nachfolger Pischetsrieders wurde Audi-Chef Martin Winterkorn, der als Piëch-Vertrauer gilt. In den Regierungskreisen in Hannover hiess es am Dienstag, Wulff akzeptiere nun den Wunsch des stärksten VW-Aktionärs Porsche nach einem weiteren Aufsichtsratsmandat. Damit akzeptiere er auch eine weitere Amtszeit Piechs an der Aufsichtsratsspitze.


Wulff wollte offenbar keinen Machtkampf
Offensichtlich wollte Wulff einen längeren Machtkampf und eine Zerreissprobe bei Volkswagen vermeiden. Ausserdem ist Porsche mittlerweile mit einem deutlichen Abstand grösster VW-Aktionär – anders als zum Zeitpunkt der Verabredung zwischen Wulff und Wiedeking Anfang 2006. In den Regierungskreisen wurde zudem darauf verwiesen, dass inzwischen ein Ausschuss des VW-Aufsichtsrats die Geschäftsbeziehungen zwischen Volkswagen und Porsche überwache. Dies sei ein wichtiger Punkt. (awp/mc/gh)

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