Machtprobe erschüttert DaimlerChrysler-Aufsichtsrat
Die Arbeitnehmervertreter laufen Sturm gegen das beschlossene Bündnis der US-Sparte mit dem chinesischen Hersteller Chery.
Kampfabstimmung im Aufsichtsrat
Über die Allianz sei es vergangene Woche zu einer Kampfabstimmung im Aufsichtsrat gekommen, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Erich Klemm dem «Handelsblatt» (Montagausgabe). Die Entscheidung sei nur zu Stande gekommen, «weil der Aufsichtsratsvorsitzende von seinem Zweitstimmrecht Gebrauch machte», räumte er ein.
Arbeitnehmerbank stimmte geschlossen dagegen
Ein solcher Fall ist in den letzten 17 Jahren bei Daimler laut Branchenkennern dem Bericht zufolge noch niemals vorgekommen. Zuvor hatten bereits die «Stuttgarter Nachrichten» (Samstagausgabe) berichtet, dass nach Informationen der Zeitung die Arbeitnehmerbank geschlossen gegen die Kooperation gestimmt hat.
Kooperation mit Chery geplant
DaimlerChrysler plant eine Kooperation der angeschlagenen US- Tochter Chrysler mit dem chinesischen Hersteller Chery zur gemeinsamen Produktion von Kleinwagen. Früheren Aussagen von Chrysler-Chef Tom LaSorda z ufolge könnte das neue Auto bereits 2009 auf den Markt kommen. «Von anderen konstruierte und gebaute Autos unter einer unserer Konzernmarken zu vertreiben, halte ich für den falschen Weg», hatte Klemm den «Stuttgarter Nachrichten» gesagt.
Verkauf an Chinesen nun unwahrscheinlicher
Die barsche Absage an Chery durch den einflussreichen Arbeitnehmervertreter dürfte auch Auswirkungen auf eine mögliche Trennung von Chrysler haben, schreibt das «Handelsblatt». Experten halten einen möglichen Verkauf von Chrysler an einen chinesischen Autohersteller nunmehr für deutlich unwahrscheinlicher. «Wir sollten nicht noch den Türöffner für die Chinesen machen, deren Druck in der Branche in den nächsten Jahren sowieso immer stärker werden wird», sagte Klemm der Zeitung. Als ein Interessent für Chrysler gilt der chinesische Volkswagen-Partner FAW. FAW-Manager hätten bereits die Zentrale der DaimlerChrysler-Tochter in den USA besucht, hiess es in Kreisen des grössten chinesischen Autoherstellers.
DaimlerChrysler fehle der stabile Grossaktionär
Klemm hält den Autokonzern in seiner jetzigen Eigentümerstruktur für angreifbar. Ein Konzern wie DaimlerChrysler müsse «immer im Auge behalten, dass er im Vergleich zu Wettbewerbern eine in Anführungszeichen schlechtere Aktionärsstruktur hat, da dem Konzern ein stabiler Grossaktionär fehlt», sagte der stellvertretende Aufsichtsratschef. «Ich denke, wenn man die Situation mit BMW oder Porsche vergleicht, wo die Unternehmen von Familien kontrolliert werden, kann man zweifellos sagen, dass sich mit einem stabilen Grossaktionär schon verlässlicher und sicherer arbeiten lässt.» (awp/mc/ab)