Nach Aussagen von Konzernchef Frank Stronach will sich Magna an Opel definitiv mit weniger als 20 Prozent beteiligen. In einem Interview mit der kanadischen Zeitung «Globe and Mail» sagte Stronach bezüglich der Gespräche mit Vertretern der Bundesregierung in der vergangenen Woche: «Sie haben Interesse, sie wissen, dass wir einer der grossen Zulieferer sind und Autos bauen, und sie hätten gern die beste Lösung für Deutschland.»
In Notfall keine andere Wahl?
Bei einem Opel-Einstieg würde Magna die bisher stets betonte Strategie aufgeben, als Zulieferer der Branche kein Wettbewerber zu anderen Autobauern sein zu wollen. «Ich habe immer gesagt, unsere Präferenz wäre, nicht zu konkurrieren», räumte Stronach ein. «Aber angenommen, einige unserer Kunden brechen zusammen? Dann bliebe uns womöglich keine andere Wahl.»
Am Vortag hatte Fiat-Chef Sergio Marchionne in Berlin das Konzept seines Unternehmens für einen Einstieg bei Opel vorgelegt. Einige Politiker, Experten und Opel-Betriebsräte würden Magna als Partner vorziehen, weil sie im Falle einer Übernahme durch die Italiener massive Einschnitte befürchten.
Entscheid noch im Mai möglich
Die Entscheidung über das Schicksal der Opel-Werke fällt möglicherweise in wenigen Wochen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass dies noch im Mai sein werde, sagte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Montagabend im ZDF. Marchionne, mit dem er zuvor gesprochen hatte, will die Autosparte seines Konzerns ausgliedern und mit Chrysler sowie Opel zusammenlegen.
Fiat-Chef will keines der vier Opel-Werke schliessen
Der Fiat-Chef sagte der «Bild»-Zeitung (Dienstagausgabe): «Wir wollen keines der vier Opel-Werke in Deutschland schliessen. Ich brauche die Werke in der Zukunft, um genügend Autos zu bauen. Aber natürlich müssen die Belegschaften verkleinert werden. Das wird niemand ändern können.» Die Werke müssten effizienter werden. Auf eine genaue Zahl beim Abbau von Arbeitsplätzen wollte sich der Fiat- Chef aber nicht festlegen. Zu den Bedenken des Opel-Betriebsrates und der Gewerkschaften zu einem möglichen Fiat-Einstieg sagte Marchionne: «Opel kann in seiner jetzigen Grösse niemals Geld verdienen und wenn man kein Geld verdient, kann man nicht überleben. Ich verstehe die Ängste der Gewerkschaften – aber so ist die Realität.» Fiat wolle nach drei Jahren mögliche Staatsbürgschaften zurückzahlen.
Irritationen gab es zunächst um das Opel-Werk in Kaiserslautern. Das Teile-Werk könnte laut Guttenberg von «Konsolidierungsmassnahmen» betroffen sein. Opel hat drei Endmontagewerke in Rüsselsheim, Eisenach und Bochum und ein Motorenwerk in Kaiserslautern.
Betriebsrat in Kaiserlautern enttäuscht
Der Kaiserslauterer Opel-Betriebsrat zeigte sich von Wirtschaftsminister Guttenberg enttäuscht. «Ich hätte erwartet, dass er Position bezieht und dass er sagt, es müssen alle deutschen Standorte erhalten bleiben», sagte Betriebsratschef Alfred Klingel am Dienstag dem Radiosender RPR1. Dass es nicht so gewesen sei, sei für ihn «unerträglich», ergänzte Klingel. Der italienische Fiat-Konzern sei nicht der Richtige für einen Einstieg bei Opel. Was Fiat da anstrebe, halte er für «sehr bedenklich», sagte Klingel dem Sender. (awp/mc/pg/25)